Bad Vilbel. Der Bildungsstandort Bad Vilbel könnte in naher Zukunft eine beachtliche Aufwertung erfahren. Eine Eltern-Initiative möchte eine Europaschule in Dortelweil bauen. „Das würde unsere Infrastruktur in Bad Vilbel nochmals deutlich verbessern!“, erklärt Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU). Eine gewisse wenn auch noch gedämpfte Vorfreude ist ihm anzuhören, denn das Projekt der Europaschule, in der mehrsprachig unterrichtet würde, ist noch nicht in trockenen Tüchern. „Es gibt das starke Interesse und die konkrete Anfrage einer privaten Initiative, in der Leute engagiert sind, die einen Bezug zu Bad Vilbel haben“, hält sich der Verwaltungschef vorerst noch bedeckt.
Diese Initiative habe jedoch bereits beim zuständigen Europäischen Rat in Brüssel einen Antrag auf Zulassung gestellt. Um eine Genehmigung zu bekommen, ist unter anderem die feste Zusage für ein Baugrundstück nötig. Und das soll in Dortelweil, unterhalb des Lupinenwegs sein. Auf der bereits erschlossenen 40 000 m² großen Fläche wollte der Vilbeler Pharmakonzern Stada ursprünglich sein Hochregallager bauen, das heute in Florstadt steht.
Wahrscheinlich in Erbpacht soll die Initiative das Areal von der Stadt übernehmen. Heißt im Klartext: Die Stadt bleibt Eigentümerin des Bodens, kassiert aber jährlich eine Pacht.
Nächster Schritt sollte die Sondersitzung des Stadtparlaments am Dienstag (2. Juni) sein (nach Redaktionsschluss). Bürgermeister Stöhr hofft per Beschluss auf freie Hand für die Vertragsverhandlungen mit der Initiative zu erhalten. Die Zeit dränge wegen Fristen der EU, sagte Dr. Stöhr.
Geplant sind bislang drei Bauabschnitte mit noch offenen Baubeginn. Im ersten Schritt sollen Räume für eine weiterführende Schule sowie eine Sporthalle errichtet werden. In Schritt zwei folgt eine Grundschule, in Schritt drei ein Kindergarten. „Eine Europaschule käme auch der Bad Vilbeler Bevölkerung zugute“, ist Stöhr überzeugt.
Dass der Bedarf einer Europaschule vorhanden ist, belegt der Blick nach Frankfurt. Die dortige Europäische Schule platzt aus allen Nähten. Einige hundert Interessenten werden pro Jahr abgewiesen, schildert Matthias Krieger die Situation. Er ist einer von rund zehn Personen, die hinter der Dortelweiler Schulbau-Initiative stehen. „Der Bedarf ist also da“, ist er überzeugt. Die Hessische Landesregierung habe bereits den Neubau in Bad Vilbel befürwortet, freuen sich Stöhr und Krieger.
Das ist für den EU-Antrag wichtig. Aber möglicherweise auch für die Finanzierung. Denn beispielsweise die Europäische Schule in Frankfurt bekommt neben dem Geld aus Brüssel jährlich auch einen Zuschuss aus Wiesbaden.
Nicht mit dem europäischen, aber mit dem hessischen Zuschuss rechnet auch Initiator Krieger für Dortelweil. „Wir streben eine so genannte Ersatzschule an“, also eine Privatschule, die vom Land Hessen anerkannt ist und von dort gefördert wird. Wie hoch die Bau- und die weiteren Kosten sind, sei derzeit jedoch noch unklar, sagte Krieger.
Im Herbst, so die Initiatoren, soll der Antrag für Dortelweil in Brüssel die entscheidende Hürde überspringen; dann erst wird die Planung konkret.
Ein dickes Lob hat Krieger aber jetzt schon für die Vilbeler Verwaltung und Politiker: „Das ist eine Stadt, die die Zukunft zielstrebig anpackt. Wir haben auch mit anderen Kommunen im Frankfurter Umland gesprochen – aber Bad Vilbel war am schnellsten und hat das beste Grundstück mit einer guten Verkehrsanbindung!“ (sam)