Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Ich habe als Überschrift nur den Lockruf eines großen Einkaufszentrums in einer ganzseitigen Tageszeitung zitiert: „Ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr!“ Und das in der Woche vor dem 1. Advent! Na, dann Prosit! Auf dass die Geschäfte florieren und die Kassen sich füllen. Keiner von uns kann sich ja die Augen und Ohren zuhalten: Überall ertönt in diesen Tagen auf den Märkten und in schön aufgemachten Einkaufstempeln der Hinweis: „1001 Geschenkideen – willkommen im Weihnachtswunderland!“
Ich will nicht missverstanden werden: Schenken und beschenkt werden ist etwas Schönes und tut unserem Miteinander gut. Aber auch alles Gute sollte sein Maß bekommen. Zuviel davon kann auch schnell zu viel des Guten sein. Mit einer Ausnahme: Wenn es von Mensch zu Mensch Worte und Gesten von Herzen sind. Und wenn solch Gutes von Gott zum Menschen kommt. Im Vorbereiten auf den Geburtstag Jesu sollte uns das ab und an durch den Sinn gehen. Warum nicht auch mal mitten im Einkaufsstress? Denn genau das ist doch der ursprüngliche Sinn der Adventszeit. Ach ja, was ich noch sagen wollte: Wir sollten mit unserem herzlichen und liebevollen Umgang nicht so sehr auf den 24. Dezember fixiert sein: Weihnachten, das Fest der Liebe. Schließlich wissen wir historisch gesehen gar nicht, an welchem Tag Jesus tatsächlich geboren ist und ob der Ort wirklich ein Stall in Bethlehem gewesen ist. Enttäuscht? Mag sein. Viel wichtiger als diese historischen Fragen ist doch die bleibend gültige Botschaft: Mit Jesus feiern wir das freundliche und liebevolle Angesicht Gottes unter uns. Und da kann man tatsächlich jahreszeitlich völlig unabhängig immer sagen: Es weihnachtet sehr! Weihnachten ereignet sich überall, wo Menschen dem Apostelwort folgen: „Lebt in der Liebe, wie Christus uns geliebt hat.“ (Epheserbrief, Kap. 5). Wo dieses Herzstück des christlichen Glaubens in unserem Miteinander gelebt wird, wird erfüllt, worum es in unserem ganzen Leben sinnvollerweise geht.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gesegnete Adventszeit.
Pfarrer Matthias Gärtner,
Ev. Kirchengemeinde Dortelweil