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Es tat einen lauten Schlag

Noch mehr Blickfang als ohnehin schon: die historische Wasserburg am Tag nach dem teilweisen Mauereinsturz auf der Seite zur Alten Mühle hin. Foto: Patrick Eickhoff
Noch mehr Blickfang als ohnehin schon: die historische Wasserburg am Tag nach dem teilweisen Mauereinsturz auf der Seite zur Alten Mühle hin. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Am Mittwochabend (10. Juli), sind in Bad Vilbel Teile der Wasserburg-Mauer eingestürzt. Verletzt wurde niemand. Auswirkungen auf den Betrieb der Burgfestspiele hat der Einsturz nicht. Auch die Frage nach der Sanierung sei bereits geklärt, hieß es.Spektakulärer hätte man die Halbzeit der 38. Festspielsaison der Bad Vilbeler Burgfestspiele wohl kaum einläuten können. Am Mittwoch, 10. Juli, sind gegen 21.30 Uhr Teile der Wasserburg-Mauer eingestürzt. Zu diesem Zeitpunkt lief gerade die Hauptprobe für die Inszenierung »Der Club der toten Dichter«.
Intendant Claus-Günther Kunzmann sagt: »Es waren in etwa 40 Personen in der Burg. Es wurde niemand verletzt.« Die Schauspieler und Mitarbeiter hätten gerade Pause gemacht, »als es einen lauten Schlag getan hat«, so Kunzmann. »Es bestand keine Gefahr für Mitarbeiter und Gäste.« Die Burgfestspiele werden ihren Betrieb normal fortsetzen. Die Saison läuft noch bis zum 8. September.
Der Intendant informierte anschließend umgehend die Denkmalschutzbehörde und Fachfirmen. Am Donnerstagmorgen stand ein Termin mit Statikern an, die sich vor Ort ein Bild vom Schaden machten. Das Fazit: »Es sieht dramatischer aus, als es ist.« Kunzmann berichtet von einem »entspannten Gespräch mit den Fachleuten«. Es handele sich um ein sehr begrenztes »lokales Ereignis«. Ein Blitz sei definitiv nicht eingeschlagen. Ob das Starkregenereignis eine Rolle gespielt habe? »Das ist nur eine Vermutung und lässt sich jetzt auch nicht mehr klären.«
Die Burg ist wohl Bad Vilbels bekanntestes Wahrzeichen und seit mehr als 30 Jahren Heimat der Burgfestspiele. Seit ihrer Zerstörung durch französische Truppen im Jahre 1796 ist sie eine Ruine. Bis 1816 gehörte die Burg – laut landesgeschichtlichem Informationssystem – dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt, wurde dann mehrfach getauscht und verkauft. Sie ist seit 1955 im Besitz der Stadt Bad Vilbel. Kunzmann: »In den ersten zehn Jahren wurde sie saniert. Weil alles zugewachsen war, war auch die Mauersubstanz betroffen.« Er gibt zu: »Damals ist vermutlich nicht alles perfekt gelöst worden.«
Das soll sich diesmal ändern. Die Stadt schätzt die Kosten für die Sanierung auf rund 250 000 Euro. »Es wird acht bis zwölf Wochen dauern«, sagte Kunzmann. Für die Sanierung werden Spezialmaschinen benötigt. »Es wird mit einer Hebebühne vom Weg aus gearbeitet.«
Sanierung läuft
seit vielen Jahren

Seit 15 Jahren finden an der historischen Wasserburg immer wieder Arbeiten statt. Der Teil der Mauer hätte ursprünglich am Ende der Saison saniert werden sollen. Dass es vorher zu solch einem Ereignis kommt, sei nicht absehbar gewesen – trotz regelmäßiger Kontrollen. »Jetzt ziehen wir das eben vor.« Dabei werde man bis auf die Bestandswand abkehren. »Es können noch Steine herausfallen. Das ist normal.« Man werde versuchen, gut erhaltene Steine aufzuheben. Gesperrt wird lediglich ein Weg, der aber ohnehin nicht für Zuschauer nutzbar war.
Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) betonte abschließend noch einmal, dass zu keiner Sekunde eine Gefahr für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Gäste bestanden habe. Auch die Schwäne seien nicht verletzt worden.
Von Patrick Eickhoff

Arbeiten an Burgmauer haben begonnen
Bad Vilbel. Bereits am Freitagvormittag stand der Blitzschutz, der am Mittwochabend mit einem großen Mauerstück heruntergerissen wurde, wieder auf dem Palas der Burg. Anfang dieser Woche bereits nun weitere erste Arbeiten an der historischen Wasserburg begonnen. Am Dienstagvormittag fand eine sogenannte Basisuntersuchung statt. Dabei wurde die Wand auf ihre Stabilität und loses Material hin untersucht.
Mit einer Hebebühne aus vom gesperrten Fuß- und Radweg sind Statiker und Bauarbeiter an die betroffene Stelle. Auf Anfrage erklärt Burgfestspielintendant Claus-Günther Kunzmann: »Die bisherige Einschätzung, dass es sich um einen lokal eingegrenzten Schaden handelt, wurde bestätigt.«
Auch Bauhistoriker Lorenz Frank war vor Ort. Er begleitet die Maßnahmen und dokumentiert den Bestand.
Kunzmann weiter: »In einem nächsten Schritt benötigen wir eine Firma, die mit Spritzmörtel die linke Wandfläche und die rechte Wand (Stirnseite) stabilisiert.« Er ergänzt weiter: »Wir werden die Baustelle im Laufe der Woche mit Folien gegen Schlagregen schützen.«
Die Sanierung soll in etwa acht bis zwölf Wochen dauern und wird während des laufenden Burgfestspielbetriebs vollzogen. Die Stadt schätzt die Kosten auf rund 250 000 Euro.
Der Radverkehr wird aktuell über die Rathausbrücke und den Mühlensteg umgeleitet. Die Stadtverwaltung bittet um Verständnis. (wpa)