Bad Vilbel. Am Himmel über Bad Vilbel wird es wohl leiser. Denn die Deutsche Flugsicherung (DFS) kündigt vorige Woche an, dass viele Maschinen über der Stadt in größerer Höhe unterwegs sein werden.
Konkret habe die DFS dafür ein Verfahren beim Landeanflug geändert. Dabei hob sie die so genannte Eindrehhöhe an. Das ist die Höhe, in der die Maschinen auf den endgültigen Landeanflug Richtung Flughafen Frankfurt einschwenken. Oft fliegen sie zuvor auf einem so genannten Gegenanflug – also dem Endanflug zur Landebahn genau entgegen gerichtet.
Diese Gegenanflugroute führt seit Inbetriebnahme der Nordwestlandebahn auch direkt über Bad Vilbel hinweg. Bereits vor gut einem Jahr hatte die Flugsicherung nach Protesten die Mindesthöhe der Flugzeuge auf dieser Route von 1500 auf 1800Meter angehoben. Künftig seien die Maschinen noch höher unterwegs, sagt DFS-Sprecherin Kristina Kelek.
Der Unterschied mache am Eindrehpunkt 300Meter aus. Wie viel höher die Maschinen über Bad Vilbel unterwegs sind, lässt sich damit nicht allgemein sagen: Je nachdem, wie weit der Eindrehpunkt von Bad Vilbel entfernt liegt, desto höher, mindestens aber 300Meter.
Einschränkung: Dieses Verfahren könne nur in den „verkehrsschwachen Zeiten“ angewendet werden, erklärt die Flugsicherung. Um wie viel der Lärm am Boden sich dadurch verringere, kann Kristina Kelek nicht sagen. „Die DFS misst den Lärm am Boden ja nicht.“
Steil- statt Flachstarts
Bei der Bürgerinitiative „Bad Vilbel minus Fluglärm“ (BI) nimmt man die angekündigte Verbesserung zufrieden auf. „Das ist schon eine gute Nachricht“, sagt ihr Sprecher Ronald Kasten. „Aber jetzt müsste auch der zweite Schritt folgen.“ Denn das Hauptproblem über der Stadt seien ja nicht die Gegenanflüge, die ohnehin in recht großer Höhe nicht so viel Lärm machten – sondern die lauten Abflüge bei Ostwind aus Richtung Oberrad kommend östlich an der Stadt sowie an Gronau, Rendel und Niederdorfelden vorbei.
„Abfliegende Maschinen nutzen den Puffer nach oben nicht aus, den sie durch die höheren Gegenanflüge haben“, kritisiert Kasten. Schon seit der Erhöhung der Gegenanflüge vergangenen Oktober sei dies möglich und versprochen, werde aber nicht umgesetzt. Mit der neuen Regelung könnten die Abflüge noch höher geführt werden. Dafür müssten die Fluggesellschaften von kerosinsparenderen Flachstarts auf lärmärmere Steilstarts umstellen, fordern Kasten und die Bürgerinitiative.
Mit der Änderung folgt die DFS einem Vorschlag der Fluglärmkommission Frankfurt. Diesen hatte der Main-Kinzig-Kreis in dieses Gremium getragen. Außerdem hatte sich diese Maßnahme aus dem Lärmgipfel von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) aus dem vergangenen Jahr ergeben.
Nachteil der neuen Regelung: Die Flugstrecken der Maschinen werden zwölf Kilometer länger, weil sie ja jeweils erst später auf den Endanflug eindrehen. Das betrifft Kommunen im Main-Kinzig-Kreis bei Westwind sowie in Rheinhessen bei Ostwind. (den)