Die Faustregel ist einfach: So lange Schüler miteinander reden, prügeln sie sich nicht. Die Gefahr aber, dass die Fäuste fliegen, die besteht überall dort, wo Jugendliche ihre Reviere abstecken, wo Heranwachsende die Muskeln spielen lassen, um zu testen, was geht und was nicht geht und wer wo der „Cheffe“ ist – zum Beispiel im „Reparaturbetrieb Schule“.
Die Hörner müssen sie sich ohne Zweifel abstoßen, wie nicht nur der Volksmund, sondern auch respektable Psychologen meinen. Doch alle „Kämpfe“ lassen sich unter Vernunftbegabten auch verbal austragen. Und das sind die „Fights“, die eine Gemeinschaft voranbringen, nicht Schlägereien und Rüpelheinis. Vor allem im kontradiktorisch geführten Diskurs offenbaren sich neue Ideen, Lösungen, verwertbare Ansichten. In solcher Auseinandersetzung kommt es nicht auf Muckis und Fäuste an, sondern vielmehr auf die Hirnzellen. Genau das ist der Stoff aus dem Zukunft besteht.
Die edelste Aufgabe von Sozialpädagogen in der Schule ist es, sowohl Kampfhähne als auch wilde Hühner zur Raison und zum friedlichen, zivilisierten Umgang miteinander zu führen. Solches Benehmen fällt ebenso wenig vom Himmel wie Hirn, sondern will gelernt und geübt sein! Sozialpädagogen braucht die Stadt daher und ganz speziell brauchen sie auch die Schulen einer so heterogenen Gesellschaft wie der unsrigen, damit nicht nur am Ende, sondern schon von Anfang an nicht die Fäuste sprechen und die Gewalt regiert.
Horst Samson