Das ASB-Altenzentrum Wohnen und Pflege schenkt seit 2004 vielen Rentnern ein in allen Pflegestufen gesichertes Zuhause. Zum zehnjährigen Bestehen ist die Einrichtung an der Ramonvillestraße voll belegt.
Karben. „Wir haben uns hier schon angemeldet, als das Haus eröffnet wurde“, erzählt Elisabeth Wilhelmi (92). Die rüstige Seniorin gehört mit zwei anderen Frauen zu jenen Bewohnerinnen des Altenzentrums des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), die am längsten im Haus in Groß-Karben wohnen. Mit 80 Bewohnern – allesamt in Einzelzimmern – sei das Haus ausgebucht, sagt Einrichtungsleiter Jörg Malkemus (57). Es gibt eine Warteliste. Samt Tagespflege im Nachbargebäude seien hier 85 Mitarbeiter beschäftigt, so Malkemus.
„Wir vom Altenclub haben damals zu Bürgermeister Paul Schönfeld (SPD) gesagt: Die Stadt braucht ein Altenheim“, erzählt Wilhelmi. Mitte der 1990er-Jahre hatte Karben nämlich noch keins, das nächstgelegene Heim war das in Bad Vilbel auf dem Heilsberg.
Paare als Nachbarn
Elisabeth Wilhelmi zog im Jahr 2005 mit ihrem Mann Karl ein. Sie wohnten in zwei Zimmern nebeneinander, die eine Verbindungstür haben. Davon gibt es für Ehepaare einige in diesem Haus, berichtet Jörg Malkemus, der die Einrichtung seit April 2007 leitet. Seit 2012 heißt sie nicht mehr ASB-Altenzentrum, sondern „Wohnen und Pflege“.
Malkemus hatte zwei Vorgänger. Er sei froh, inzwischen „Ruhe und Kontinuität ins Haus gebracht zu haben“, so der Chef. Sorgen bereite ihm der Fachkräftemangel, denn dieser erschwere das Umsetzen „der Pflegeziele“ immer mehr.
Für Bewohner, die alleine, an einem Rollator oder mit Begleitung ihr Zimmer verlassen können, finden im Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss täglich Aktivitäten wie Singen, Basteln oder Bingo statt. Wer Zimmer oder Bett nicht mehr verlassen könne, werde regelmäßig besucht, sagt Jörg Malkemus, und bekomme zum Beispiel vorgelesen.
Dabei verlassen sich die Verantwortlichen auf ein Team von mehr als 40 Ehrenamtlichen. „Sie leisten einen großen Beitrag zum Wohlfühlfaktor in unserem Haus“, lobt Malkemus. Vorlesen, Basteln, Hilfe bei Festen – das alles werde vom Sozialdienst des Hauses begleitet und honoriert durch gemeinsame Frühstücke und Ausflüge.
Einmal jährlich findet gemeinsam mit dem Verein Karben hilft Karben ein Ausflug in den Naturerlebnisgarten der Kelterei Rapp’s statt. Das vom Verein im Januar 2006 gespendete Klavier hat seinen festen Platz im Gemeinschaftsraum und bereitet Freude bei Festen. Mit dem Heimbeirat, Bindeglied zwischen Verwaltung und Bewohnern, würden etwa die Speisepläne besprochen, erklärt Malkemus.
Die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen mit Karbener Vereinen und Institutionen sowie die Unterstützung durch Kärber Bürger zeige, „dass es gelungen ist, das Haus in das Karbener Gemeinwesen zu integrieren“, unterstreicht Malkemus.
Zu Weihnachten etwa unterhält der Senioren-Sing- und Musizierkreis Karben unter Leitung von Fritz Amann; verschiedene Kärber Kindergärten und ein örtlicher Bauer samt Tieren zum Streicheln statten den Senioren regelmäßige Besuche ab.
Das Thema Sterben gehört in einer Senioreneinrichtung dazu. Wenn es Bewohnern zunehmend schlechter gehe, könnten die Angehörigen bei Bedarf Unterstützung durch die Ambulante Hospizhilfe Karben bekommen, mit der man zusammenarbeite, so Malkemus.
Elisabeth Wilhelmi fühlt sich wohl. Sie mache bei vielem mit, „weil ich gern dabei bin“. Mit ihrem Ehemann hat sie noch drei gemeinsame Jahr im Haus verbracht, dann ist er gestorben. Regelmäßig bekomme sie Besuch von ihrer Tochter, und durch die Teilnahme an den Veranstaltungen komme keine Langeweile auf.
Auch Erna Bauscher (89) hat kaum Langeweile. Sie wohnt erst seit Februar dieses Jahres im Haus und erzählt davon, dass sie erst kürzlich mit Freunden zum Apfelweintrinken in Frankfurt war.
Solche weitgehend selbstständigen Bewohner gebe es naturgemäß eher selten, weiß Wohnbereichsleiterin Saskia Scheer (31) zu berichten. Sie schätzt an ihrer Arbeit das Modell der so genannten „Bezugspflege“, wonach eine Fachkraft samt Pflegehelfern für bestimmte Bewohner zuständig ist, „das schafft eine familiäre Atmosphäre“, sagt die junge Frau, die aus Karben stammt. Seit ihrer Ausbildung 2005 arbeite sie dort und fühle sich wohl, so Saskia Scheer. Bei Fragen oder Problemen gebe es auch immer einen Ansprechpartner, sagt sie.
Dann muss sich die ASB-Mitarbeiterin wieder um die Bewohner des Wohnbereiches kümmern, für den sie zuständig ist. „Ich schaue nachher nochmal vorbei“, ruft sie Erna Bauscher im Hinausgehen noch zu.