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»Es erfüllt mich mit Stolz«

Kurt Liebermeister hat in Bad Vilbel viel bewegt. Foto: Nici Merz
Kurt Liebermeister hat in Bad Vilbel viel bewegt. Foto: Nici Merz

Bad Vilbel. Kurt Liebermeister hat kürzlich das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland für sein »vorbildliches gesellschaftliches Engagement« vom Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein verliehen bekommen. An der Entwicklung Bad Vilbels war der 82-Jährige prägend beteiligt.
Als Kurt Liebermeister aus beruflichen Gründen nach Bad Vilbel gezogen ist, ist Deutschland noch zweigeteilt, das aufstrebende Tennis-Talent Boris Becker beginnt seine Karriere und Richard von Weizsäcker wird zum sechsten Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Liebermeister schmunzelt. Er sitzt in einem Konferenzraum des städtischen Rathauses. Beinahe wäre der gebürtige Regensburger überhaupt nicht in Bad Vilbel heimisch geworden. »Als ich mit meiner Frau damals den Schöllberg heruntergefahren bin, hat sie mich angeguckt und gesagt, dass sie hier nicht herzieht.« Doch er setzt sich durch. Heute sagt er: »Es war natürlich die richtige Entscheidung.«
Ein Amt folgt
auf das nächste

Bad Vilbel und Kurt Liebermeister. Das gehört einfach zusammen. »Als ich in Rente gegangen bin, habe ich mich entschieden, ins Ehrenamt zu gehen.« Davor war er in der Geschäftsleitung eines großen Möbelhandels tätig. Liebermeister tritt in die CDU ein, engagiert sich im Arbeitskreis für Stadtentwicklung. Er nennt das seine »Anfänge«. 2006 wird er Stadtverordneter. Er wird Mitglied des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses, dem er insgesamt für drei Legislaturperioden angehört. Im Haupt- und Finanzausschuss sind es mittlerweile sogar vier.
Liebermeister wird auch Teil der Betriebskommission der Stadtwerke, die in der Stadt viele Bau- und Großprojekte entwickeln und vorantreiben. Er nennt das »am Puls der Zeit« sein.
Seit 2007 ist Kurt Liebermeister außerdem Vorsitzender des Vereins »Stadtmarketing Bad Vilbel«, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensqualität und Wirtschaftskraft der Stadt zu steigern. 2009 wird er Vorsitzender der CDU Innenstadt. Ein Amt, das er erst dieses Jahr abgibt. 2015 erhält er für sein Engagement die Ehrennadel in Gold. 2016 wird er dann Ortsvorsteher in der Kernstadt. Auf sein Engagement angesprochen, sagt er und lacht dabei: »Es hält mich wahrscheinlich fit.«
Kurt Liebermeister ist kein Mensch, der sich und sein Wirken in den Mittelpunkt stellt. »Es geht nicht um mich, sondern um die Stadt«, sagt der 82-Jährige bescheiden. Den bayerischen Akzent haben auch vierzig Jahre in Hessen nicht verdrängen können. »Ich bin ab und zu noch in der Heimat, aber ich habe hier mein Zuhause gefunden.« Für ihn heißt das: Sieben Tage die Woche, 24 Stunden im Einsatz. »Meine Frau hat manchmal nur den Kopf geschüttelt, wenn ich um 22.30 Uhr noch ans Telefon gegangen bin, aber ohne sie und ihre Rückendeckung wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.« Wenn der 82-Jährige mal zur Ruhe kommen möchte, dann widmet er sich dem Lesen. »Dafür finde ich immer Zeit.« Auch hier zum Leidwesen von seiner Frau. Liebermeister lacht. Im Fokus? Biografien. »Ich habe von vielen großen Politikern die Werke gelesen.«
Besonders beim Stadtmarketing ist Liebermeister die Liebe zu Bad Vilbel anzumerken. »Wir haben 2009 das Baustellenmarketing ins Leben gerufen.« Was unspektakulär klingt, ist für die Stadt ein großer Schritt. »Ein runder Tisch, an dem über Baumaßnahmen und die Kommunikation gesprochen wird. Eine Homepage, Sprechstunden auf Baustellen. Wir haben gezeigt, dass wir die Bürger mitnehmen.« Die damals nicht unumstrittene Neue Mitte, Vilco, Dorint-Hotel. »Wir konnten mit klarer Kommunikation viele offene Fragen beantworten.«
Graffiti ist ein
Herzensprojekt

Ein Thema, welches unmittelbar mit Liebermeister verbunden ist, ist Graffiti. 2007 scheitert ein Antrag im Stadtparlament mit dem Titel »Kopfgeld gegen wilde Graffiti-Schmierereien«. »Ich habe das Thema direkt zwei Tage später mit zum Stadtmarketing genommen und mich eingearbeitet.« Liebermeister spricht Sprayer an, macht sich künftig für Kunst im öffentlichen Raum stark. Heute haben Sprayer nicht nur mehrere öffentliche Flächen in der Stadt zur Verfügung, sondern bekannte Künstler sich in ganz Bad Vilbel mit ihren Werken verewigt. »Andere Städte haben sich an uns orientiert. Es sind richtig schöne Kunstwerke dabei.«
Tourismus
noch mehr im Fokus

Mittlerweile wächst Bad Vilbel mehr und mehr. Das Stadtmarketing professionalisiert sich, hat einen Geschäftsführer und eine Citymanagerin. »Das ist gut so. Dennoch können wir unser Know-how mit einbringen.« Wir – das sind Liebermeister und seine Stellvertreter-Kollegen Claus-Günther Kunzmann und Jürgen Werner, auch Udo Landgrebe und der gesamte Vorstand des Stadtmarketings. Künftig soll der Tourismus noch mehr in den Fokus rücken. Auch nach dem Hessentag soll das »Erlebnis Bad Vilbel« bei den Menschen im Gedächtnis bleiben.
Liebermeister selbst will noch weiter aktiv bleiben. Ob das die politische Arbeit, das Stadtmarketing und seine Veranstaltungen wie das Quellenfest oder die sozialen Projekte, wie die Eisbahn oder Betriebsführungen bei Hassia sind. »Solange ich diese Freude spüre, werde ich mit Herz und Leidenschaft weitermachen.«
Von Patrick Eickhoff