Karben. Sonst ist Otmar Stein ein eher zurückhaltender Mann. Doch als der Stadtrat die große Glastür zum Karbener Bahnhofsgebäude aufgeschlossen hat und einen Schritt hineintritt, geht die Freude mit ihm durch. „Was hier gemacht wurde“, schwärmt der Wirtschaftsdezernent (CDU).
Binnen mehrerer Wochen haben die Handwerker innen ganze Arbeit geleistet: Von einem Vorraum gelangt man ins künftige Büro des Karbener „Schutzmanns vor Ort“ der Polizei, Frank Bopp. Dahinter folgt ein großes Büro für die fünf Mitarbeiter der städtischen Ordnungspolizei. „Sicherheitswache“ soll das gemeinsame, 120 Quadratmeter große Büro daher heißen.
Bopp und Ordnungspolizist Georg Schäfer besichtigen mit Stadtrat Stein die neuen Räume. Gleich folgt noch eine Delegation der Polizei: Arbeitsmediziner, Personalrat und Bopps Chef, Polizeistationsleiter Torsten Werner aus Bad Vilbel. Sie wollen prüfen, ob der neue Arbeitsplatz des „Schutzmanns vor Ort“ auch akzeptabel ist für einen Landesbeamten. „Toll hier“, ist Frank Bopp angetan. „Da liegen wirklich Welten dazwischen“, staunt Georg Schäfer.
Polizei und Ordnungspolizei sollen mit dem neuen Standort im Stadtbild besser präsent sein. „Das ist wichtig für das Sicherheitsgefühl der Menschen“, findet Bopp. Jenes soll weiter erhöht werden, wenn auch die Videoüberwachung am Bahnhof installiert wird – zu der sich die Stadt trotz hoher Kosten wohl doch durchringt. Die Karbener können darauf setzen, dass die Mitarbeiter der „Sicherheitswache“ über weite Teile des Tages präsent sind.
Zusammen mit der Taxizentrale des Unternehmers Ilja Sabo im Obergeschoss, dem Fahrdienstleiter der Bahn und einer Sprechverbindung per Ruftaste zur Bad Vilbeler Polizei sind im Notfall zu jeder Tages- und Nachtzeit Ansprechpartner erreichbar.
Wann die „Sicherheitswache“ jedoch in Betrieb geht, ist noch unklar. „Wir rechnen mit 1. März“, erklärt Stein. Die Stadt werde aber erst einziehen, wenn die Fassade instand gesetzt sei. „Das macht sonst keinen guten Eindruck.“ Der Hausbesitzer verweise darauf, dass diese Arbeiten erst möglich seien, wenn die Tagestemperaturen dauerhaft bei mindestens zehn Grad lägen.
Um den Bahnhof kümmert sich die Main Asset Management aus Dreieich, Tochter des britischen Finanzinvestors Patron Capital. Der hatte in den vergangenen Jahren bundesweit 1000 Bahnhöfe gekauft – und sah für Karben zuletzt einen Sanierungsbedarf von einer Viertelmillion Euro.
„Die interessiert der einzelne Standort nicht“, bestätigt Stadtrat Stein die nicht immer einfache Zusammenarbeit mit der Firma. Also kümmerte sich der ehrenamtliche Magisträter selbst um den Umbau. Und laut Bürgermeister Guido Rahn (CDU) will die Stadt im Frühjahr noch ihre Grünflächen im Bahnhofsumfeld aufhübschen.
Die Stadt und der Taxibetrieb haben günstige Mieten aushandeln können. Und mit dem Warten auf die Fassadensanierung scheint die Kommune ein probates Druckmittel in der Hand zu haben. Stadtrat Stein freut sich daher, dass die Stadt ihr Eingangstor ohne eigene Investition hübsch gemacht bekommt. „Das Gebäude wird zwar nicht die Perle von Karben werden“, sagt Stein. „Aber auf jeden Fall ein schönes Ensemble.“ (den)