Ergänzend zu der Würdigung von „Ehrenbürger Erich Glück wird 89“, bringt Hans Tuengerthal in einem Leserbrief eine weitere Aktivität des Jubilars in Erinnerung:
Als ein Mann, der noch den Krieg erlebt und erlitten hatte, besaß Erich Glück im Sinne demokratischen Traditionen die Vision „nie wieder Krieg!“ Beste Möglichkeit dazu böten die Erfahrungen im Umgang von Menschen, wenn wir sie privat und damit menschlich kennen lernen, war seine Erfahrung. So fuhren im Sommer 1971 Erich Glück und seine Frau Sophie – angeregt durch eine Pressenotiz- nach Huizen in den Niederlanden und besuchten den dortigen Bürgermeister Peter van Driel. Zusammen bereiteten die beiden das zwischenmenschliche Klima vor, das gebraucht wurde, damit sie am 15.11.1971 im Auftrag des Magistrats der Städte Huizen und Bad Vilbel die Verschwisterungsurkunden unterzeichnen konnten.
In den ersten zehn sehr fruchtbaren Jahren wurden die Kontakte so ausgebaut, dass echte Freundschaften entstanden. Wichtig waren die beiden Feuerwehren, aber auch einige Sportvereine, die auch über die Kapazitäten verfügten Besucher aufzunehmen.
Mitte der 80er Jahre wurde ein eigener Verschwisterungsverein gegründet, dessen erster Vorsitzender der inzwischen pensionierte Bürgermeister Erich Glück wurde. Die Begegnungsprogramme waren vor allem auf Jugendliche ausgerichtet. Jährlich fanden gemeinsame Sportveranstaltungen oder Kulturbegegnungen statt. Von 1973 bis 1997 besuchten ca. 1000 SchülerInnen des Büchner-Gymnasiums die weiterführende Schule „Stad en Lande“ in Huizen.
Erich Glücks Engagement setzte Maßstäbe, denn alle Gruppen der Vilbeler Bevölkerung sollten einbezogen werden – und es hat geklappt. Keine der gegenwärtigen Städtepartnerschaften von Bad Vilbel hat diese Intensität entfalten können, die wir in Huizen erreicht hatten.
1998 wurde die Verschwisterung mit einer knappen parlamentarischen Mehrheit beendet und 1999 aufgelöst. Manche sagten. „Europa ist vollendet – wir können die städtischen Zuschüsse sparen“. Erich Glück war anderer Meinung, denn solange wir noch negative Klischees vom Nachbarn haben, solange müssen wir für unser gedeihliches Zusammenleben arbeiten. Denn „für die Europäische Einigung gibt es keine Alternative!“ war sein Mantra und unser Motto.
Was ist geblieben von der ersten Städtepartnerschaft von Bad Vilbel? Der Name einer Straße. Und die Holländer animierten uns Bad Vilbeler ein Dritte-Welt-Projekt einzugehen. In der kenianischen Stadt Eldoret engagiern sich die Stadt und viele ihrer Bürger und haben ein vorbildliches Projekt für behinderte Kinder aufgebaut.
Hans Tuengerthal, Bad Vilbel
LESERBRIEFE geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Kürzungen behalten wir uns vor.