Zur „Neuen Mitte“ und damit verbundenen Leserbriefen, vor allem zu dem Schreiben von Hans Tuengerthal, erhielten wir nachfolgende Leserzuschrift eines „Privatmannes“, wie der Schreiber betont, und „nicht als Vorsitzender, Ehrenmitglied oder Mitglied diverser Bad Vilbeler Vereine“:
In vielen Leserbriefen werden unisono Angriffe auf Klaus Minkel und Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr vorgenommen. Da wird Herr Minkel als Strippenzieher dargestellt, der alle CDU-Stadtverordneten und den Bürgermeister als Marionetten tanzen lässt. Eine geradezu lächerliche Darstellung ob aller angesprochenen hochkompetenten Persönlichkeiten.
Man wundert sich dann, wenn Herr Minkel sich klar und hart verteidigt – eben verteidigt und nicht etwa angreift. Auch aus meiner Sicht manchmal unnötig hart, da er das angesichts seiner Kompetenz gar nicht nötig hat.
Es ist allerdings klar zu erkennen, dass es sich hier um einen vorgezogenen Wahlkampf zur Bürgermeisterwahl handelt, der unter dem Deckmantel demokratischer Gesinnung geführt wird, wenngleich hier wohl manchmal Demokratie und Demagogie verwechselt werden.
Ich bin vielmehr entsetzt, dass sich mein hochgeschätzter Mitstreiter in Sachen Ökologie und Naturschutz, Hans Tuengerthal, auf dieses Pferd hat hieven lassen.
Wenn nun auch Herr Tuengerthal den verdienten Bürgermeister Stöhr und seine Mitarbeiter als nicht gesprächsoffen und informationsbereit darstellt, und dies im Auftrag der Bad Vilbeler Naturschutzgesellschaft, dann bin ich als Mitglied dieser Gesellschaft und als konstruktiver Mitstreiter in den Agenda-21-Gruppen Ökologie und Streuobstwiesen betroffen und muss das entschieden zurückweisen.
Begründung: Die Zusammenarbeit sowohl der Naturschutzgesellschaft, als auch der Agenda 21 Gruppen mit dem Bürgermeister und seinen Mitarbeitern ist sehr gut und erfolgreich. In den Agendagruppen treffen wir uns alle zwei Monate regelmäßig und in jeder Sitzung werden Vorschläge und Forderungen an die Stadt erarbeitet und via Bürgermeister zugestellt. Alle Schreiben sind vom Bürgermeister schriftlich beantwortet worden, unsere Anliegen wurden größtenteils erhört, zum Teil an die zuständigen Mitarbeiter verwiesen und in Einzelfällen bei Ablehnung oder Aufschub begründet.
Auch mit den Mitarbeitern wurden gute Kontakte geknüpft und viele Probleme gemeinsam gelöst, so mit den Herren Kliem und Dudda vom Liegenschaftsamt, oder Herrn Schächer (früher Peters) vom Bauamt, mit dem wir sogar regelmäßig jährlich ein umfassendes Gespräch führen, darüber hinaus nach Bedarf.
So stand unter anderem auch die neue Stadtmitte mit Mediathek auf der Tagesordnung (vor Veröffentlichung der Leserbriefe). Unsere Anliegen, Sorgen um den Vogelschutz und die Luftführung konnten dabei durch Erläuterung kompetenter Gutachten, u.a. der Vogelschutzwarte, die auch Lösungen für Problembereiche unterbreitet hat, ausgeräumt werden.
Angesichts einer so intensiven Zusammenarbeit, stets in sachlicher und freundlicher Atmosphäre, (die Einzelmaßnahmen können hier aus Platzgründen gar nicht alle aufgeführt werden) kann man wirklich nicht behaupten, dass sachliche und zielorientierte offene Verhandlungen nicht möglich sind.
Wenn Herr Tuengerthal bedauert, dass er zur Nidda-Renaturierung in Gronau-Dortelweil nicht um seinen Rat gebeten wurde, so ist das bei den außerordentlich vielen von uns eingebrachten Projekten meines Erachtens durchaus verständlich; schließlich wurde doch der Bürger Bad Vilbels eingebunden, der sich als erwiesener Kenner der Materie und durch viele Vorarbeiten verdient gemacht hat, der Gewässerökologe Gottfried Lehr. Wer sich das Werk angesehen hat, ist begeistert und muss zugeben, dass Herr Lehr die ihm durch Hansgeorg Jehner bereit gestellten Mittel aus der Gerti-Strom-Stiftung zur Nidda- und Auengestaltung zu seinem Meisterwerk hat werden lassen.
Die Begeisterung teile ich auch mit unserem Mitstreiter Peter Paul vom BUND und den Grünen, ich glaube, auch mit allen anderen Agendapartnern.
Bei aller Kritik an dieser vielleicht ungewollten parteipolitischen Vorgehensweise Tuengerthals zu Wahlkampfzeiten möchte ich betonen, dass ich ihn grundsätzlich als sehr kompetenten Mitstreiter und Vordenker in unseren Sachfragen und auch persönlich als besonders wertvollen Menschen schätze.
Mein Gerechtigkeitssinn lässt aber nicht zu, dass unser verdienter, auf das Gemeinwohl der Bürger stets bedachter Bürgermeister ungerechtfertigt, wie beschrieben, dargestellt wird.
Schade auch, dass im Zuge der Bekanntgabe der Ergebnisse des Bürgerbegehrens schon wieder hässliche Worte fallen, wenn Herr Jehner abfällig als „Junker Jehner“ bezeichnet wird. Hier kommt doch nur primitiver Neid zum Ausdruck.
Was kann denn einer Stadt besseres passieren, als dass einer ihrer Söhne, der durch harte Arbeit, Glück und Geschick zu Wohlstand gekommen ist, darüberhinaus mit der Verantwortung für eine Stiftung betraut wurde, einen Großteil des Vermögens der ökologischen, kulturellen und städtebaulichen Entwicklung seiner Heimatstadt zukommen lässt. Jede andere Gemeinde würde einen solchen Bürger ehren.
Davon unabhängig ist selbstverständlich jede sachliche Diskussion über einzelne Maßnahmen und Projekte sinnvoll und notwendig, jedoch ohne Häme und persönliche Diffamierung.
Dr. Hans-Hermann Freese,
Bad Vilbel