Karben. Das heruntergekommene Groß-Karbener Bahnhofsgebäude soll saniert werden und neue Mieter bekommen. Damit wird Karbens Eingangsportal endlich hübsch.
Mit einem Blick durchs Fenster sollen die Ordnungspolizisten den Bahnhof überwachen. Für täglich tausende vorbeilaufende Menschen sind sie Ansprechpartner. Im Stockwerk darüber führt Ilija Sabo sein Taxiunternehmen. All das in einem hübsch renovierten Haus, dem alten Empfangsgebäude des Bahnhofs Groß-Karben.
Schon in wenigen Monaten kann das Realität sein. Die Sanierung „soll sofort losgehen“, sagt Melanie Pfeffer von Main Asset Management. Der Firma aus Dreieich gehört das Gebäude. Mehr will sie noch nicht sagen. „Erst wenn die Tinte unter den Verträgen getrocknet ist.“
Main Asset will das Haus seit langem sanieren – jedoch so, wie es sich die Mieter wünschen. Und die zu finden war nicht einfach.
Das Konzept sieht nun vor, dass die Stadt das Erdgeschoss anmietet und Taxiunternehmer Sabo aus Groß-Karben das Obergeschoss. Auf den 80 Quadratmetern unten soll die Abteilung Sicherheit aus dem Rathaus einziehen, erläutert Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Dazu zählt er die vier Hilfspolizisten und den „Schutzmann vor Ort“ der Polizei, Frank Bopp. Zusätzlich sollen die Helfer des Freiwilligen Polizeidienstes hier ihre Zentrale haben.
„Damit können wir die Sicherheit am Bahnhof erheblich verbessern“, freut sich Rahn. Zusätzlich möchte er die Videoüberwachung, auf die bislang ausschließlich die Polizeistation in Bad Vilbel Zugriff haben soll, auch für die Ordnungspolizei sichtbar machen. Mit versetzten Diensten bis in den späten Abend können die Hipos den Fahrgästen dann Sicherheit bieten.
Die Koalitionäre von CDU, FW und FDP hatten ein Engagement der Stadt bislang strikt abgelehnt. „Wir waren dagegen, dass sich die Stadt das Gebäude für hunderttausende Euro Kosten ans Bein bindet“, erläutert Rahn. „Aber das machen wir ja nun gerade nicht.“ Vielmehr miete die Stadt die Räume.
Im Gegenzug will Rahn zusätzliche Mietzinsen im Bürgerhaus Okarben erzielen: Von dort soll das Büro der Wohnungsbaugesellschaft in die Ex-Räume des Ordnungsamtes im Rathaus umziehen. Das Büro in Okarben solle wieder in seinen Ursprungszustand – eine Wohnung – versetzt und vermietet werden.
Unterm Strich rechnet der Bürgermeister daher lediglich mit rund 3000 Euro Zusatzkosten im Jahr. Auf diese Summe sei das Risiko der Stadt begrenzt, weil sie ja nur miete und nicht das ganze Haus kaufe, wie es die SPD stets verlangt habe. „Wenn ein Mieter ’rausgeht, ist es nicht unser Risiko.“
Das Gesamtkonzept hat auch Taxiunternehmer Ilja Sabo überzeugt. Bisher steuert er sein Unternehmen mit acht Fahrzeugen aus der Privatwohnung. Künftig soll die Firmenzentrale am Bahnhof residieren. „Wir hängen alle drei von einander ab“, erklärt Sabo. „Aber wir sind uns alle einig.“ Lediglich letzte Vertragsdetails seien vorige Woche in einem Gespräch, bei dem auch Wirtschaftsstadtrat Otmar Stein (CDU) teilnahm, noch geklärt worden. Sabo hat für die Unterschrift unter den Vertrag extra seinen Urlaubsbeginn verschoben.
Bis die Unterschrift der Stadt dazu kommt, wird es allerdings noch einige Tage dauern: Am 27. August will der Bürgermeister das Stadtparlament darüber entscheiden lassen. Die Spitzen der Fraktionen hat er bereits über das Vorhaben unterrichtet. „Für kleines Geld“, wirbt Rahn, „können wir die Initialzündung für die Sanierung geben.“ Und ein Schandfleck verschwindet.