Erwartungen der Opposition, dass die Kosten für die Büchereibrücke übers Jahr vielleicht noch steigen würden, müssen enttäuscht werden. Aufgrund des Abrechnungsvorgangs haben sich die Kosten nämlich um rund 400000 Euro verringert. „Das ist die unerwartete Schlusspointe“, kommentiert Stadtrat Klaus Minkel (CDU) die Schlussbilanz. Demnach sei jetzt von 11,076 Millionen Euro auszugehen.
Bad Vilbel. Von dieser Summe entfallen 1,77 Millionen Euro auf das Brückencafé, dass die Stadtwerke finanzieren. Rund 4,3 Millionen Euro werden durch den Grundstücksverkauf gedeckt, 2 Millionen Euro beträgt die Zuwendung der Humanistischen Stiftung des Dr. Hansgeorg Jehner, so dass rund drei Millionen Euro als Belastung für den städtischen Haushalt übrig bleiben. „Das ist eine erträgliche Belastung“, so Minkel, habe die Stadt dafür doch „eine enorme Bauqualität“ erhalten und fachliche Anerkennung gefunden, wie dies die Landesinitiative Baukultur in Hessen bestätigte: „Ausgezeichnet gebaut“, lautete deren Verdikt. .
Noch wichtiger sei für die Verantwortlichen jedoch, dass die Vilbeler die Büchereibrücke „inzwischen weitaus überwiegend in ihr Herz geschlossen haben und die einstige (Schmäh)Kritik verstummt ist“, freut sich der Stadtrat. Zu bedenken sei zudem, dass im Gegensatz zu jedem anderen Standort ein Baulandverbrauch nicht stattgefunden hat.
Dennoch ein Sonntagsspaziergang war das alles nicht. Erhebliche Schwierigkeiten waren zu überwinden. „Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass das von SPD und Grünen unterstützte Bürgerbegehren der Stadt viel Geld und Zeit gekostet hat. Danach schwärzte die SPD erfolglos das Ausschreibungsverfahren bei der Kommunalaufsicht an. Das führte zu einer weiteren Verzögerung. Es wurde von der SPD nichts ausgelassen, um zu behindern und zu stören. Die Ausschreibungen kamen zu immer ungünstigeren Zeiten auf den Markt, weil zwischenzeitlich die Preise speziell im Frankfurter Raum stark anzogen“, erinnert Klaus Minkel. Die Flächen- statt der Pfahlgründung führte zwar zu rund 17% Mehrfläche, aber auch zu Mehrkosten.
Ein weiteres Erschwernis war, das nur mit Unterbrechungen gebaut werden konnte, weil nach dem Rohbau die Brücke zunächst als Erschließung für die Neue Mitte herhalten musste, um die Innenstadt von der Baustellenbelastung weitgehend zu verschonen. Dann gab es noch eine Unterbrechung wegen Insolvenz, weitere zwei wegen Kabeldiebstahls, ferner wegen Schmutzwassereinbruchs und nötigen Sanierungsarbeiten, die erst im dritten Anlauf zur Keimfreiheit führten, beschreibt Stadtrat Minkel im Gespräch die einzelnen Kapitel der Baugeschichte.
Als Erster Werksleiter verweist Klaus Minkel seitens der Stadtwerke darauf, dass bei den drei Bauabschnitten der Europäischen Schule mit großer Kostensicherheit gebaut worden ist und die äußerst anspruchsvollen Zeitpläne auch auf den Tag genau eingehalten worden sind. „Wir können bauen, wenn uns niemand reinpfuscht“, so Stadtrat Klaus Minkel mit Stolz.
In der Neuen Mitte sei man am Ende eines langen Weges. Über Jahrzehnte wurden die Grundstücke zusammengebracht, von 2006 bis 2009 noch intensiv dazu gekauft und entmietet. Das Baurecht wurde unter Beteiligung von rund 60 Trägern öffentlicher Belange erkämpft. „Nun hat die Innenstadt ein Wahrzeichen, die Neue Mitte, den Stadtplatz mit Platzabschluss und einen Frequenzbringer dazu“, bilanziert Stadtrat Minkel. Und er räumt ein, dass dies „ohne den Einsatz von Dr. Hansgeorg Jehner nicht zu schaffen gewesen wäre, der eingesprungen ist, als zahlreiche kommerzielle Anbieter nur völlig unzureichende Konzepte für die Neue Mitte vorlegten“.
Nicht zuletzt habe aber auch die CDU-FDP-Koalition mit Stadtmarketing und Gewerbering das Projekt „effektiv unterstützt und getragen sowie große Standhaftigkeit bewiesen. Dies zahlt sich nun für die Menschen durch eine aufgewertete, verschönte und belebte Innenstadt aus. Ende gut, alles gut“, bringt Klaus Minkel zufrieden die Schlussbilanz für ein städtebauliches Glanzstück auf den Punkt.