Bad Vilbel. Es war ein Heimspiel für Jörg-Uwe Hahn bei der akademischen Feier der Freiwilligen Feuerwehr Dortelweil. Hier darf den Schirmherrn der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 75. Gründungstag sein ältester Sohn Kai-Uwe im Kultur- und Sportforum in Dortelweil vor versammelter Mannschaft und Prominenz ganz offiziell als „Staatsminister für Schlagmichtot“ begrüßen und Stadtbrandinspektor Matthias Meffert als „unseren hauseigenen Minister“.
Nun ist der Minister zwar in Köln aufgewachsen, wohnt seit 1970 in Dortelweil und hat Feuerwehr am eigenen Leib erfahren – und zwar dann, wenn mitten in der Nacht bei Kai-Uwe der Piepser schrillte, der junge Mann die Treppe hinunter polterte und die Haustür zuknallte. Und die vielen Kerbveranstaltungen der Wehr, die mit einem Sonntagskonzert des Spielmannszugs im Morgengrauen verbunden war… grauenhaft.
Aber ansonsten war der Minister bei seiner Ansprache vor zahlreichen uniformierten Anwesenden und Feuerwehr-Ehefrauen durchaus staatsmännisch. Man solle die Jugendfeuerwehr päppeln, sonst gäbe es keinen Nachwuchs bei der Wehr. Und er wurde seiner Rolle als Integrationsminister gerecht, indem er ein Modellprojekt Integration bei der Feuerwehr anregte. Bei jungen Leuten mit ausländischem Hintergrund sei ein großes Potenzial vorhanden.
Den Ball fing Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann auf. Er habe mit dem Imam in Friedberg über das Thema geredet und dort erfahren, dass bei Muslimen Feuerwehrleute im Unterschied zu Fußballern nicht als Helden gälten. Beim Defilee der Festredner aus Politik und Feuerwehr kam das übliche hohe Lob auf „selbstlose Einsatzbereitschaft und vorbildliches Pflichtbewusstsein“, so beispielhaft Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und dann – das ist ja auch der Zweck einer solchen offiziellen Feier – die Überreichung eines Schecks aus den jeweiligen Verfügungsmitteln. Wobei niemals die Betonung darauf fehlte, der Scheck sei gedeckt.
Landrat Joachim Arnold hatte sich bei seinem Kämmerer rückversichert, Stöhr ist selbst Kämmerer, aber Arnold hatte ihm jüngst seinen Etat genehmigt. Matthias Meffert überreichte keinen Scheck, aber immerhin einen Umschlag. Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU) hatte zwar einen Scheck dabei, doch auf sein eigenes Konto bezogen. Ganz aus der Rolle fiel der Vertreter der befreundeten Wehr aus Alzey. Sein Umschlag enthielt auch keinen Scheck, dafür aber Bares.
Erst zum Schluss des von Musikbeiträgen der zweiköpfigen „Tito-modern Folk“ unterbrochenen Rednerdefilees kam auch Mahnendes zur Sprache.
Horst Klingenhöfer, Vorsitzender des Dortelweiler Feuerwehrvereins und mehr als 40 Jahre dabei, äußerte Unverständnis, wenn Verwaltungsaufgaben die Zeit für Einsätze, Übungen und Unterricht überschritten. Und: „Das Ehrenamt darf nicht Spielball der Politik sein.“
„Wir haben eine aussichtsreiche Zukunft, wenn menschlicher Umgang miteinander nicht aus dem Auge verloren wird“, sagte Klingenhöfer und wies darauf hin, dass nach einer Umfrage 93 Prozent der Bürger uneingeschränktes Vertrauen zur Feuerwehr haben – deutlich mehr als beispielsweise Ärzte, Geistliche oder gar Politiker.