Es hat drei Jahrzehnte gedauert, aber zwischen den Autobahnen A 5 und A 661 ist die Bundesstraße B 3 in der Wetterau nun fast ausgebaut. Lediglich in Karben verläuft die B 3 noch auf historischer Trasse durch Okarben bis Kloppenheim. Damit sich das ändert, will die Stadt die Planung anschieben.
Karben. So ein richtiges Nadelöhr mit täglich massivem Stau ist die B 3 in Karben nicht gerade. Zugegeben: Die Ampelkreuzung am Wohngebiet Straßberg in Okarben bremst den Verkehr in den Spitzenzeiten der Rush-Hour deutlich aus – besonders, wenn auf der parallel verlaufenden A 5 mal wieder nichts mehr rollt.
In Höhe von Kloppenheim allerdings herrscht auf der Gass’ seit mehr als einem Jahr eitel Sonnenschein. Von zwei auf vier Fahrstreifen war die B 3 zum Dezember 2017 zwischen Kloppenheim und dem Berufsbildungswerk Südhessen (BBW) ausgeweitet worden. Das Projekt gehörte zum Bau der Karbener Nordumgehung, die in Höhe BBW von der B 3 abzweigt.
„Der Verkehr läuft hier sehr gut“, ist Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zufrieden. Dennoch überlagern sich in Karben die regionalen und die lokalen Verkehre auf der B 3. Und mit der ausgebauten B 3 will der Bund die Ströme gern trennen, damit es flüssiger läuft. In Bad Nauheim, Friedberg, Wöllstadt und in Bad Vilbel gibt es diese Trennung.
In der Ausbaustrecke klafft seit der Eröffnung der Wöllstädter Umgehung im August 2017 eine Lücke – jene in Karben. Dabei laufen seit Jahrzehnten Planungen dafür. Ebenso gibt es vor Ort aber auch Widerstand, Diskussionen und immer neue Lösungsideen. Möglichst geradlinig wollen CDU, FDP und Freie Wähler die Lücke zwischen dem südlichen Ausbau-Ende bei Kloppenheim und dem nördlichen nahe Nieder-Wöllstadt schließen. Der Bund hatte sich für eine S-förmige Linienführung ausgesprochen: westlich ums Wohngebiet Straßberg herum, aber östlich ums BBW.
Geld ja, Pläne fehlen
Zustande gekommen war dieser Kompromissvorschlag in den 2000er Jahren, als noch Rot-Grün im Rathaus das Sagen hatte. Der dafür nötige Wust von teils über längere Strecken parallel verlaufenden Straßen in Höhe des BBW sowie aufwendige Damm- und Brückenbauwerke ließ ab 2010 die Regierung Rahn zurückschrecken. Stattdessen fokussiert sie sich darauf, die B 3 zwischen Karben und Bad Vilbel auf vier Spuren ausbauen zu lassen. Einfach weil es dort öfter Staus gebe und eine Investition dort den Pendlern mehr helfe.
So ist eine kuriose Situation entstanden: In Berlin liegen Abermillionen Euro auf Abruf bereit, damit die Umgehungen Okarben und Kloppenheim realisiert werden können. Selbst die Idee des vierspurigen Ausbaus Karben–Bad Vilbel hatte Bundestagsabgeordneter Oswin Veith (CDU) 2016 in den Bundesverkehrswegeplan zwecks Realisierung bis 2030 untergebracht. Doch umsetzbare Planungen gibt’s für alle drei Vorhaben noch nicht.
Was einen simplen Grund hat, erläutern die Planer bei der Landesstraßenbehörde Hessen Mobil unter der Hand: Solange die Karbener nicht klar sagen, was sie wollen, tut sich dort nichts. Niemand will bei Hessen Mobil ins Blaue planen. Die Behörde ist zuständig für die Planung des vom Bund bezahlten Projekts.
Die selbst geschaffene Lücke will die Stadt nun schließen: Das Stadtparlament hat in seiner jüngsten Sitzung auf Vorschlag der CDU 50 000 Euro bereitgestellt. Ein Fachbüro soll nun eine Vorplanung für mögliche B 3-Trassen erarbeiten. „Wir müssen den gordischen Knoten durchschlagen“, räumt CDU-Fraktionschef Mario Beck ein.
In Karben selbst sei die Lage „verkehrstechnisch gar nicht so kritisch“, findet SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. Wichtig sei aber, dass das Vorhaben planungstechnisch vorankomme. So stimmen nur Grüne und FDP dagegen, die Sozialdemokraten dafür. (den)