„Glauben heißt: Nicht wissen“. So oder so ähnlich reagiert man un-wirsch auf das Thema Glaube, wenn es sich um den Glauben an Gott dreht. Glaube wird da also als eine Art metaphysischer Krückstock für alles verstanden, was man sich in dieser Welt nicht erklären kann. Und da kann man die skeptische Haltung verstehen. Glaube, der allenfalls faktische Wahrscheinlichkeiten berechnet – wer braucht schon so was?
Mit dem Glauben an Jesus hat das allerdings wenig zu tun. Unter dem Motto „Durch den Glauben…“ trafen sich vor zwei Wochen evangelische Christen aus Bad Vilbel zum gemeinsamen Gebet, unter anderem auch für diese Stadt und die Menschen, die in ihr leben und die, die Verantwortung tragen. Warum? Dachten sie, dass es wahrscheinlich sein könnte, dass da jemand zuhört und dass es irgendwie Sinn machen könnte?
Nein. Glaube wird in der Bibel wie folgt definiert: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nicht-Zweifeln an dem, was man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1). Hört sich an wie die Quadratur des Kreises, ist aber doch schlüssig.
Denn „Glaube“ in der Bibel heißt eben nicht: „Für-Wahr-Halten“, er heißt: Vertrauen. Oder, um ein anderes biblisches Wort zu gebrau-chen: „Nachfolgen“. Wer an Jesus glaubt, der erlebt. Der erlebt, wie sich das Leben ändert, das Denken, Handeln, das Wertesystem. Der erlebt, wie er auch in schweren Zeiten Geborgenheit und Orientierung finden kann. Und der erlebt, dass Gott handelt und in unser Leben eingreift. Durch den Glauben, durch das feste Vertrauen. Das ist schon weit jenseits des Stadiums des bloßen „Für-Wahr-Haltens“.
Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard erkannte, dass es eine Grenze dessen gibt, was ich über Gott selbst auf dem Weg der Logik und der wissenschaftlichen Beweisbarkeit wissen und erfahren kann. Irgendwann hört das Schlussfolgern auf und das Vertrauen fängt an. Er nannte das den „Sprung des Glaubens“. Das Ausbrechen aus meiner eigenen, begrenzten und beschränkten Welt und das Eintreten in die Weite der Beziehung zu Gott.
Schwer zu glauben? Dann nutzen Sie doch das neue Jahr, um herauszufinden, ob da was dran ist. Gott ist da – das können sie mir glauben!
Pastor Rolf Schwärzel,
Freie ev. Gemeinde Bad Vilbel