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Ein tiefer Blick in die Erdgeschichte

Die NABU AG Karben mit Professor Peter Prinz-Grimm (3. von links) bei der Wiedereinweihung des Geologischen Denkmals. Foto: Privat
Die NABU AG Karben mit Professor Peter Prinz-Grimm (3. von links) bei der Wiedereinweihung des Geologischen Denkmals. Foto: Privat

Karben. (pm) Das Geologische Denkmal an der Straße zwischen Klein-Karben und Rendel ist ein naturkundliches Kleinod. Es wurde 2006 durch die Gemeinde angelegt als ortsfestes paläontologisches Boden- und Kulturdenkmal. Es soll allen naturkundlich interessierten Besuchern, Schülern und Studenten als Anschauungsobjekt dienen.
Etliche Jahre nach seiner Eröffnung war von dem ursprünglichen Charakter des künstlichen Aufschlusses kaum noch etwas zu erkennen. Die freigelegten Flächen waren von einer Pflanzendecke überwuchert, das Info-Pult am Eingang des Geländes beschmiert und in der Nische wurde häufig Müll hinterlassen. Immerhin wurde regelmäßig dort gemäht.
Nun konnte die NABU AG Karben nach Gesprächen mit der Stadt erreichen, dass das Geologische Denkmal teilweise in einen Zustand versetzt wird, der den eigentlichen Zweck des Ortes wieder erkennbar macht, wie Sabine Boos, Sprecherin der NABU AG Karben, schreibt.
Bei einem Ortstermin konnte man sich mit dem städtischen Tiefbauamt darauf einigen, mit begrenztem Aufwand im mittleren Teil einen Schurf freizubaggern, dabei gleichzeitig die Lebensräume für Eidechsen und Sandbienen rechts und links davon zu erhalten.
Wetterau war Teil
einer Meeresstraße

Am 31. August konnte die NABU AG Karben nun gemeinsam mit Professor Peter Prinz-Grimm, dem damaligen Initiator, die Restauration des Geologischen Denkmals mit einer kleinen Veranstaltung feiern.
Was macht dieses auf den ersten Blick unspektakuläre Gelände denn so besonders? Warum kann man gerade hier in Karben einen tiefen Blick in die geologische Geschichte der Erde werfen? Prof. Prinz-Grimm erläuterte den Teilnehmern die Besonderheiten dieser »Fundgrube«, die sich erst bei genauerem Hinschauen entdecken lassen.
Geologisch jung und trotzdem weit zurück in der Zeit, nämlich vor 30 Millionen Jahren, war die Wetterau Teil einer Meeresstraße, welche die Nordsee mit dem Mittelmeer verband. Zeugnisse davon finden sich in der gesamten Oberrheinischen Tiefebene und auch in Karben. Durch die Alpenhebung wurde unser Raum vom großen Weltmeer abgeschnitten, die Wasserflächen trockneten nach und nach aus. Noch vor 22 bis 23 Millionen Jahren bestand eine große Wasserfläche, der sogenannte Wetterauer See, der sich von der Wetterau bis in die Gegend südlich von Karlsruhe erstreckte. In seinen Sedimentschichten, die aus Ton, Mergel, Sand und Kalk bestehen, findet man im Geologischen Denkmal die entsprechenden Süßwasser-Fossilien.
Fossile Schnecken und Muscheln zu finden
An der Wand des Aufschlusses kann man jetzt wieder deutlich die unterschiedlichen Gesteinsschichten erkennen. Die obere braune Schicht ist weicher Tonstein, darunter eine hellere harte Kalksteinschicht. Beide fallen nach Süden hin ab. Der Grund dafür ist, dass die Wetterau als Fortsetzung des Oberrheingrabens bis heute tektonisch aktiv ist. Glücklicherweise sind größere Erschütterungen eher selten. Im Geologischen Denkmal, das genau in dieser Verwerfungszone liegt, kann man feststellen, dass ältere und jüngere Gesteine nicht nur übereinander sondern auch nebeneinander liegen.
Im Karbener Geologischen Denkmal befindet sich bei genauerem Hinsehen ein geologisches Eldorado. Wer das erkunden möchte, kann mit Geologen-Hammer und Lupe auf die Suche gehen und darf auch seine Fundstücke, vor allem kleine fossile Schnecken und Muscheln, mitnehmen.