Mit einem klaren Votum hat sich das Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) für die Rückkehr zum neunjährigen Abitur (G9) entschieden. Davon sollen die künftigen Fünftklässler schon ab dem nächsten Schuljahr profitieren.
Bad Vilbel. Bereits Anfang Dezember habe sich eine Zweidrittel-Mehrheit in der Gesamtkonferenz zur Abkehr von G8 entschieden, berichtet Schulleiterin Claudia Kamm. Auch eine „absolut überwältigende Mehrheit“ in der Gesamtkonferenz aus Lehrern, Eltern- und Schülervertretern habe dem jetzt zugestimmt. Damit ist G8 für die künftigen Büchnerianer nach dem Durchlauf eines Schülerjahrgang bereits Geschichte.
Kamm bedauert dies. Erst zum laufenden Schuljahr habe man das G8-Konzept modifiziert, um zwei Hauptkritikpunkte zu entschärfen: die zeitliche Belastung und den Notendruck. Das habe große Akzeptanz gefunden. Als das Kultusministerium den Schulen freistellte, sich für eines der Modelle zu entscheiden, sei ihr wichtig gewesen, sich erst einmal mit der Situation jener Schüler zu beschäftigen, die schon G8 besuchen.
Soziales Lernen
Für sie habe es eine Entlastung der Wochenstunden gegeben. Die insgesamt fünf Stunden Wahlunterricht, die zunächst erst ab der 8. Klasse angeboten wurden, konnten die GBG-Schüler bereits ab der 5. Klasse belegen. In der 6. und 8. Klasse wurde eine zusätzliche Klassenlehrerstunde angeboten, „nicht zum Reden, sondern um überfachliche Kenntnisse zu verbessern“, so Kamm. Der Umgang mit dem Computer, Methodenkenntnisse und soziales Lernen standen auf dem Stundenplan. In der Eingangsstufe 5 gab es eine Stunde zusätzlich mit dem Konzept „Salü“ (selbstständiges Arbeiten, lernen üben) – auch das als Wahlunterricht. Auch die Verdichtung des Unterrichts sollte entzerrt werden. Diese Planung hätte ohnehin angestanden, weil das Land Hessen bis 2016 alle Lehrpläne durch Fachcurricula ersetze, erläutert Kamm.
Die Richtung der Reform war klar definiert: „Mehr in die Tiefe“, so Kamm. Innerhalb des Unterrichts sollten Schwerpunkte entwickelt werden, in denen die Schüler ein Thema untersuchen sollen. Das Ziel: „Unterschiedliche Kompetenzen entwickeln“, betont Kamm. Weg vom reinen Anhäufen von Wissen – und hin zum Können, zur Kompetenz.
Für diese Ansätze wäre künftig mit G9 mehr Zeit – allerdings nur theoretisch. „Wir können das nicht einfach übernehmen“, räumt Kamm ein. Das habe auch damit zu tun, dass es für G9-Schulen in den unteren Klassen keine zusätzliche Lehrerzuweisung gebe, weil Wahlunterricht erst ab der 9. Klasse angeboten werden soll.
Eine Entflechtung wird es dennoch geben. Das eine Jahr länger bedeutet, 14 Wochenstunden, verteilt auf die neun Jahrgangsstufen. Die neuen Fünftklässler haben künftig nur 28 statt 30 Wochenstunden, in der 6. und 7. Klasse sogar drei weniger. In der Stufe acht beträgt die Differenz vier Stunden, in der 9. und 10. dann wieder drei Stunden. Ein Motiv der neuen G9-Konzeption lautet: „Lernen braucht Zeit, Kreativität braucht Muße“.
„Wir hatten bei G 8 plötzlich viele Freiheiten“, sagt Kamm. „Ich hätte mir gewünscht, dass man die pädagogisch sinnvollen Bestandteile ausprobiert hätte“, bedauert Kamm. Dafür seien ursprünglich zwei Jahre vorgesehen gewesen. Doch habe es eine demokratische Abstimmung gegeben, “ ich werde mich mit Verve für die Umsetzung engagieren“, so Kamm. 1550 Schüler besuchen das Gymnasium, werden von 120 Lehrern unterrichtet.
Sorge Raumnot
Eine Einbeziehung der bestehenden Jahrgänge werde es nach heutiger Rechtslage wahrscheinlich nicht geben, so Kamm. Dafür sieht sie ein weiteres Problem voraus: die Raumnot. Bisher habe man sich darauf gefreut, dass nach dem Doppeljahrgang G8/G9, der 2014 sein Abitur mache, eine Entlastung durch sinkende Schülerzahlen eintrete. in drei bis vier Jahren habe man wieder neun Jahrgänge im Haus. Schon jetzt gebe es Engpässe in den Naturwissenschaften und Sport.