An den Brunnenbesitzer und Heimatforscher Otto Weihl (1910-1973) erinnert eine Gedenktafel am Bad Vilbeler Brunnen- und Bädermuseum. Dort war einst das Zentrum der Brunnenindustrie, deren Geschichte er akribisch dokumentierte.
Bad Vilbel. Das Relief des Heimatforschers Otto Weihl hat bereits eine kleine Reise hinter sich. Bis vor fünf Jahren hing es noch an der Remise der Wasserburg – dort, wo Otto Weihl 1959 das seinerzeit erste Brunnenmuseum Deutschlands mit einrichtete.
Als es vor fünf Jahren am Marktplatz 3 neu aufgebaut wurde, verschwand die Tafel im Lager. Doch die neue Adresse ist kaum minder historisch. Das Fachwerkhaus mit dem Brunnen- und Bädermuseum ist eines der ältesten Gebäude Bad Vilbels.
Balken untersucht
Zunächst dachte man, es stammt aus dem 18. Jahrhundert. Doch eine wissenschaftliche Untersuchung der Holzbalken hat ergeben: Es stammt aus dem Jahr 1660, erläutert Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann: „Der Keller ist noch älter.“
Er sei glücklich über die Lage des Museums im einstigen Zentrum der Quellenindustrie, betont Kunzmann. Im Umkreis von 200 Metern lagen einst zwei Drittel der Brunnenbetriebe. Schräg gegenüber etwa der Stammsitz der Familie Hinkel und ihrer Hassia. Wenige Meter weiter steht die Skulptur von Friedrich Grosholz vor der Volksbank. Grosholz hatte seinen 1875 auf dem Marktplatz 4 erbohrten Brunnen 1882 an Carl Heinrich Kullmann übergeben und gab diesen „Louisenquelle“ genannten Betrieb aus Altersgründen im Jahr 1906 an Georg Otto Weihl aus Friedberg ab.
Handelsgespanne
Weihl ändert den Markennamen in „Luisen-Brunnen Vilbeler Ur-Quelle“. Weihls Söhne Heinz und Otto übernehmen den elterlichen Betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg expandiert das Unternehmen und entwickelt sich zu einem der größten Bad Vilbeler Mineralbrunnenbetriebe. Ab 1933 wird der Marktplatz 3 zum Sitz der „Luisen-Quelle“. Ab 1973 wurde dort auch die EDV für sechs Brunnenbetriebe verwaltet. Dort, wo jetzt die Tafel hängt, lagen Weihls Büroräume, „aber der Seitenflügel fehlt“, merkt Otto Weihls Sohn Joachim an.
Dass das Fachwerkgebäude „Weihl’sches Haus“ heißt, findet er nicht ganz zutreffend. Denn seine Geschichte reicht weiter zurück. Die Gaststätte „Zum Hirsch“ lässt sich dort bis zurück in das Jahr 1717 nachweisen. die sich als beliebter Rastplatz für durchziehende Handelsgespanne erwies. Sie wurde erst 1933 geschlossen als Georg Otto Weihl hier den „Luisenbrunnen“ übernahm. Nach der Fusion mit Hassia 1982 zieht die Urquelle aus dem „Hirsch“ aus. Das Haus übernahm die benachbarte Bad Vilbeler Volksbank 1984.
Doch Otto Weihl war nicht nur Unternehmer, sondern auch leidenschaftlicher Heimatforscher. 1959 richtete er mit seinem Mitstreiter Heinrich Martini das Brunnenmuseum in der Burg ein. „Seiner lebendigen, stets pulsierenden Natur nach konnte und wollte er nicht allzu lange am Schreibtisch sitzen, er musste seine Gedanken und sein Wissen mit Gleichgesinnten diskutieren und aus dem Brunnen der menschlichen Beziehungen neue Anregungen schöpfen“, sagte der Stadtchronist Willi Giegerich bei der ersten Einweihung der Tafel im November 1974.
Er habe noch 20 Aktenordner mit Weihls Dokumentationen zur Brunnengeschichte, merkte Hassia-Seniorchef Günter Hinkel an. Beteiligt war Weihl auch an der Gründung des Kur- und Verkehrsvereins. (dd)