Karben. Diese kleine Flamme ist unverwüstlich. Alle Dunkelheit der Welt scheint ihr nichts anzuhaben. Und sie hat in diesem Jahr wieder einen weiten Weg hinter sich gebracht. Von der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem gelangte sie mit dem Flugzeug zunächst nach Wien und von dort per Luft- und Schienenverkehr weiter in viele europäische Länder und ist nun im Karbener Rathaus angekommen. Ein Lichtermeer soll sich nach dem dritten Advent ausbreiten, das die ungebrochene Sehnsucht nach Frieden symbolisiert.
Darauf hoffen einmal mehr die Pfadfinderinnen und Pfadfinder vom Stamm der »Grauen Adler« aus Petterweil. Sie haben das Friedenslicht in Frankfurt abgeholt und nach Karben gebracht. Nach zwei Jahren Übergabe im Freien strahlt die Flamme diesmal wieder im Karbener Rathaus. Dort können alle Menschen, die es möchten, eigene Lichter an ihr entzünden.
»Vor einem Jahr, als das Friedenslicht am Weihnachtsbaum in der Neuen Mitte übergeben wurde, war alles noch ganz anders«, erinnert Bürgermeister Guido Rahn (CDU) in seiner Ansprache. »Wer hätte damals gedacht, dass nur zwei Monate später wieder Krieg in Europa herrschen würde? Leider schätzt man etwas erst so richtig, wenn es nicht mehr da ist.«
Geblieben ist trotzdem die Hoffnung, die ein kleines Kerzenlicht erzeugen kann. Einige Menschen aus Karben sind mit Laternen und anderen Behältnissen direkt ins Bürgerzentrum gekommen, um diese Hoffnung mitzunehmen. Für sich und für andere.
Emanuel Reuter ist ein Mitglied aus dem Kreis der Petterweiler Pfadfinder und Friedensboten. Begeistert assistiert er Rahn und den anderen Anwesenden beim Anbrennen der Kerzen. Im vergangenen Jahr war der Junge auch schon mit von der Partie. »So kann ich auch etwas dafür tun, dass Frieden in die Welt kommt«, sagt er. Tim Schweizerhof und Dorina Wenzl tragen das Licht aus Bethlehem schon etwas länger in die Karbener Stadtteile. Traditionell brennt es am dritten Adventssonntag immer zuerst in der Petterweiler Martinskirche, bevor es am Tag darauf die Stadtverwaltung erreicht. Über die Advents- und Weihnachtszeit hinweg leuchtet es dann auch in vielen Privathäusern, Arbeitsstätten und sozialen Einrichtungen.
Schweizerhof wendet sich mit eindrücklichen Worten an die Menschen im Rathaussaal. Nach den Ereignissen der zurückliegenden Monate über Frieden zu sprechen, ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Der Pfadfinder wählt passende Worte. Frieden, sagt er, sei ein zerbrechliches Gut. Krieg in der Ukraine, blutige Proteste im Iran, rechter Terror in Deutschland – man sehe die Probleme an vielen Stellen. »Frieden kann nur mit Anstrengung hergestellt und gewahrt werden. Aber er ist etwas, das es zu beschützen und zu erhalten lohnt. Funktionieren kann das jedoch nur, wenn alle Menschen mitmachen und sich zum Frieden bekennen«, hebt Schweizerhof hervor.
Die Pfadfinder-Vereinigung beschreibt er als »Dienerschaft des Friedens«. »Das Friedenslicht überwindet dabei alles, was uns Menschen trennt. Wir wollen also kleine Sonnenstrahlen sein, Gute-Laune-Bringer und Friedensboten in einem«, erklärt Tim Schweizerhof einen Leitgedanken der Pfadfinder.
Das Friedenslicht kann bis zum 23. Dezember zu den üblichen Öffnungszeiten der Stadtverwaltung im Bürgerzentrum abgeholt werden. (jüs)