Bad Vilbel. Ein Jahr Gnadenfrist für die Bad Vilbeler: Noch bis Ende 2020 soll die Buslinie 30 durchgehend nach Frankfurt rollen, kündigen die Frankfurter nun an. Das Aus für die Direktverbindung scheint dennoch unabänderlich zu kommen.
Um das Fahrverbot abzuwenden, setzt die Stadt Frankfurt künftig verstärkt Busse mit Euro-6-Norm oder alternativen Antrieben in der Innenstadt ein. Eine der Linien, die durch die am stärksten vom Stickoxidausstoß belasteten Bereiche rund um Konstablerwache und Börneplatz rollen, ist die 30 von und nach Bad Vilbel.
Auf dieser Linien fahren ab sofort neun neue Gelenkbusse mit Euro-6-Norm. Diese Busse stellte Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) vor wenigen Tagen vor. Der Stadtrat kündigte an, dass die Linie 30 zunächst nun noch bis Ende 2020 weiter vom Hainer Weg in Sachsenhausen nach Bad Vilbel fahren soll.
Bislang hatte er einen Termin für die Kappung Ende 2019 genannt. Dagegen hatte sich Protest in Bad Vilbel geregt (diese Zeitung berichtete). Die Busse würden nun so lange nach Bad Vilbel fahren, bis die neuen Straßenbahnen vom Typ T geliefert seien, die dann unter anderem auf der Linie 18 fahren sollen, kündigt Oesterling an. Fahrgäste aus Bad Vilbel könnten ab Ende 2020 an der Friedberger Warte vom Bus in die Tram umsteigen.
»ETAPPENERFOLG«
Oesterling gab sich optimistisch, dass ein Fahrverbot in Frankfurt vermieden werden könnte. »Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat uns zur Auflage gemacht, die EEV-Busse in der Innenstadt umzurüsten, wir sind einen Schritt weiter gegangen«, sagte er. Seit Dezember seien schon die Fahrten der Linie 46 am Museumsufer eingestellt worden. Ebenfalls seit Dezember seien fünf E-Busse auf der Studentenlinie 75 zwischen Campus Bockenheim und Westend unterwegs. Die Linien 36 und 64 in der Innenstadt seien auf Busse mit Euro-6-Norm umgestellt worden.
Die um ein Jahr verzögerte Umstellung ist für Bad Vilbels Ersten Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) »ein erster Etappenerfolg«. Es bleibe aber bei der Forderung fest, dass es »generell keine Kürzung der Linie 30 geben darf«. Denn mit einem Zwang zum Umstieg an der Friedberger Warte werde die Verbindung unattraktiv. Letztlich holten die Frankfurter auf diese Weise mehr Autos auf die Straße als deren Zahl zu verringern, warnen die Vilbeler.
VERLÄNGERUNG DER TRAM
Das gewonnene Jahr müsse nun genutzt werden, um »eine gute Lösung zu finden« – weshalb Wysocki auch das Thema Verlängerung der Straßenbahn eingehender diskutieren will. Ein gemeinsames Vorgehen der Nachbarstädte könne »eine Strahlkraft für weitere interkommunale Maßnahmen zur Mobilität haben«, sagt Wysocki.
Die Linie 30 rollt in Frankfurt auch durch die Friedberger Landstraße. An der dortigen Messstation wurden nach Angaben des Hessischen Landesamts für Umwelt, Naturschutz und Geologie (HLUG) im vergangenen Jahr im Schnitt 46,2 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft gemessen. 2017 waren es 47,2 Mikrogramm. Der EU-weite Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. Das Gas stammt auch aus Verbrennungsmotoren.
Die Gelenkbusse vom Typ Citaro G betreibt die städtische Busgesellschaft In-der-City-Bus (ICB). Gekostet haben sie 3,5 Millionen Euro. Hersteller ist Evobus, eine Daimler-Tochter. Für Fahrgäste gibt es 49 Sitz- und 63 Stehplätze und zwei Sondernutzungsflächen für Rollstühle, Fahrräder und Kinderwagen. Fürs Handy-Laden gibt’s USB-Steckdosen. Die Mitnahme von Elektroscootern ist erlaubt. (den/fl)