Die Niederdorfeldener Bürger können stolz sein: Sie blicken auf vier Jahrzehnte lebendige Partnerschaft mit dem Ort Saint-Sever in der Normandie in Frankreich zurück. Die Franzosen besuchen diese Woche Niederdorfelden – ein großes Programm ist geplant.
Niederdorfelden. Während in Nachbargemeinden Städtepartnerschaften bereits wieder beendet wurden, sind es in Niederdorfelden teils die dritten Generationen in Familien, die die Kontakte mit Saint-Sever pflegen. Das Rezept für die funktionierende Partnerschaft sind engagierte Bürger auf beiden Seiten. Zudem ist das Städtchen in der Normandie der einzige Ort, mit dem Niederdorfelden eine Partnerschaft unterhält, sagt Wilfried Schneider (SPD), Bürgermeister in Niederdorfelden von 1982 bis 2006.
Mit dem Bürgermeisteramt hat Wilfried Schneider die bestehende Partnerschaft übernommen, die unter seinem Vorgänger Jakob Burkhardt (SPD) am 8. September 1973 ins Leben gerufen wurde. Der Kontakt zu Saint-Sever sei über den „Rat der Gemeinden Europas“ vermittelt worden. Der hiesige Partnerschaftsverein wurde indes erst im Jahr 2005 gegründet.
In manchen Niederdorfelder Familien ist der Nachwuchs mit dem Engagement der Eltern für die Partnerschaft groß geworden. Etwa bei Monica Müller. Ihre Eltern betrieben die Gastwirtschaft im Bürgerhaus im Jahr 1973. Ein Foto dokumentiert, wie sie als junge Frau „die Franzosen“ bei deren ersten Besuch bewirtet. Da sie in Paris als Tochter einer Französin geboren ist, konnte sie bereits damals mühelos mit den Gästen kommunizieren.
Plausch mit Manü
Ohnehin habe die Verständigung von Anfang an gut geklappt. So habe es bereits vor 40Jahren in Niederdorfelden Bürger gegeben, „die Französisch sprechen konnten“, erinnert sich Wilfried Schneider. Monica Müller ist heute Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Niederdorfelden mit 93 Mitgliedern; auf französischer Seite gibt es das Partnerschaftskomitee Saint-Sever mit dessen Vorsitzenden Emmanuel Asselin.
Neben dem Austausch auf Vereinsebene und gegenseitigen Auftritten von Musikgruppen und Chören lebt die deutsch-französische Partnerschaft von den regelmäßigen Kontakten und Freundschaften, die sich über all die Jahre entwickelt haben. Sie telefoniere regelmäßig mit Emmanuel Asselin, den sie „Manü“ nennt, sagt Monica Müller. „Wir erzählen uns, was es Neues gibt.“
Auch nach Beendigung seiner Amtszeit fährt Ex-Bürgermeister Schneider immer mal wieder nach Saint-Sever; so hat er im vergangenen Jahr Bürgermeister Klaus Büttner begleitet. Er schätze die Landschaft, das zu bestimmten Zeiten besondere Licht und die Gastfreundschaft der Menschen.
Jugendaustausch
Ein Schüleraustausch sei schwierig, da sich die Schüler in Niederdorfelden aufgrund nicht existierender weiterführender Schulen nach der Grundschule auf die Nachbargemeinden verteilten, sagt Schneider. „Doch wir wollen den Jugendaustausch wieder aufleben lassen“, ergänzt Müller. So werde in diesem Jahr eine Gruppe Jugendlicher nach Saint-Sever reisen.
Eine Partnerschaft zwischen Gemeinden müsse gepflegt werden, betont Monica Müller. So kommen stets einige Bürger Saint-Severs zum Niederdorfeldener Straßenfest. In Saint-Sever gibt es ein solches Straßenfest bislang nicht. An einem eigenen Stand werben die Franzosen für die Partnerschaft und die typischen kulinarischen Delikatessen ihrer Heimatregion wie Camembert, Calvados und Cidre. Sie möge die französische Küche, sagt Müller.
Und die Gastgeber im Land mit dem besten kulinarischen Ruf der Welt ließen sich nicht lumpen beim Besuch aus Deutschland: „Wenn wir kommen, wird dort lecker aufgetischt, wenn die Fahrt länger dauert als geplant, notfalls noch am späten Abend“, erzählt sie und zeigt Fotos von appetitlich dekorierten Vorspeisenplatten.
„Auch wir bemühen uns, den Geschmack der Franzosen zu treffen, wenn sie hier sind.“ So stehe deutsches Bier hoch im Kurs, indes komme dunkles Brot, Apfelwein oder Hefeweizen bei den Franzosen weniger gut an, sagt Müller und schmunzelt.
Das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft von Niederdorfelden und Saint-Sever wird in diesem Jahr vom 8. bis 12. Mai in Niederdorfelden und im nächsten Jahr noch einmal in Saint-Sever gefeiert. Kontakt zum Partnerschaftsverein über Monica Müller unter Telefon (06101) 34367.