Mehr als 500 Karbener sind am Sonntag zum Friedensspaziergang aufgebrochen. Unter der Leitung von Peter Mayer hatten sich Karbener Vereine zusammengetan, um ein Symbol für Mitmenschlichkeit und Toleranz zu setzen. 1000 weiße Luftballons mit Friedensbotschaften stiegen in den Himmel.
Karben. Als am 13. November 2015 Paris von einem Terroranschlag erschüttert wurde, war Peter Mayer aus Karben zutiefst bestürzt. Doch schnell wuchs in ihm die Idee, ein Zeichen zu setzen, das signalisiert: Karben steht für Frieden und Mitmenschlichkeit.
Rasch fand er Mitstreiter. Nicht nur Vereine, der Deutsch-Ausländische Freundschaftskreis sowie die Kirchen schlossen sich seiner Idee an, vor allem die muslimischen Gemeinden engagierten sich sehr in der Organisation. „Wir müssen zeigen, dass wir das, was in der Welt geschieht, in keiner Weise tolerieren“, betont Halil Akinci, Vorsitzender der Karbener Ditib-Gemeinde.
Viele Schüler dabei
Schnell entwickelte sich unter den Organisatoren die Idee, einen Friedensspaziergang zu veranstalten, an dessen Ende 1000 weiße Luftballons in den Himmel steigen. Dafür galt es einiges zu organisieren, doch selbst die Flugsicherung stand dem Plan nicht im Wege und erteilte innerhalb von nur einem Tag die Genehmigung zum Start.
Am Sonntag war es nun soweit. Während am Festplatz Hissigwald in Klein-Karben 15 Schülerinnen und Schüler der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) 1000 Luftballons mit Gas befüllen, versammeln sich zahlreiche Karbener auf dem Parkplatz des Selzerbrunnencenters. Sind es zu Beginn noch wenige, finden im Laufe des Spaziergangs mehr als 500 Karbener zusammen.
Darunter auch Vertreter der Schülerschaft der KSS. „Das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen ist gerade in der Schule ein wichtiges Thema“, erklärt Marcel Kalif, Vorsteher der Schülervertretung. Das betont auch Schulsprecher David Gubitzer, der stellvertretend für die gesamte Schülerschaft teilnehme und ein Zeichen setzen will. So wie auch Reinhard Wortmann von der Flüchtlingshilfe: „Ein solches Zeichen zu setzen, ist die beste Möglichkeit, ein wenig Ruhe in die Diskussion zu bringen.“ Nahezu jeder Verein, jede Partei und jede sonstige Organisation Karbens ist mit einer kleinen Delegation vertreten.
So auch die Pfadfinder der Grauen Adler aus Petterweil: „Bei sowas müssen Pfadfinder einfach dabei sein“, erklärt Marie-Claire Poggenpohl. Sie wurde von ihrer Stammesführung auf diese Veranstaltung hingewiesen und zögere nicht, wenn es darum geht, für Frieden einzustehen. Dass nicht nur ältere Karbener, sondern auch zahlreiche Jugendliche ihren Sonntagmittag für die gute Sache opfern, lobt auch SPD-Bürgermeisterkandidatin Susanne Kassold: „Eine so positive Botschaft kann man gar nicht weit genug hinaustragen“, bemerkt sie.
Auch Muslime der Ahmadiyya- und der Ditib-Gemeinde sind vertreten. Mit Warnwesten bekleidet unterstützen sie die Stadtpolizei bei der Sicherung des Zuges und suchen das Gespräch zu Spaziergängern: „Wenn man nichts macht, heißt das, man akzeptiert es“, erklärt Halil Akinci und spickt seine Aussagen mit Worten aus dem Koran, die deutlich darlegen: „Der Islam ist eine Religion des Friedens.“
Mit Botschaften
Angekommen am Festplatz Hissigwald haben die Teilnehmer die Gelegenheit, ihre persönlichen Friedensbotschaften auf einen kleinen Zettel zu schreiben und diese an ihre Luftballons zu binden. „Frieden für alle, Hass für keinen“ oder „Frieden und Liebe für alle Menschen auf der Welt“ sind zu lesen.
„Auf dass die Ballons möglichst weit fliegen, damit wir auch ein Vorbild für andere Gemeinden sein können“, hofft Organisator Mayer. Das sieht auch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) so: „Es ist sehr gut, dass wir heute für den Frieden demonstrieren, während in Büdingen gestern ganz andere auf der Straße waren,“ betont er mit Blick auf die Demonstration Rechtsextremer.
Um Punkt 12.30 Uhr steigen schließlich 1000 weiße Luftballons in den Karbener Himmel. Und fliegen vom Wind getragen in Richtung Nord-Osten.