Karben. »Musikalische Bildung zielt auf Mündigkeit und zunehmende Selbstbestimmung in sozialer Verantwortung. Musik ist ein Symbol der Freiheit, und Musikunterricht ist Teil der demokratischen Erziehung.« So heißt es auf einer Broschüre, die am Ticketstand auslag beim diesjährigen Landeskonzert »Schulen in Hessen musizieren« im Wiesbadener Kurhaus. Von der grundlegenden Bedeutsamkeit von Musik, von Mündigkeit und Selbstbestimmung bei den jungen Musikanten war viel zu spüren an diesem traditionsreichen Abend, der den Abschluss der diesjährigen Veranstaltungsreihe »Schulen in Hessen musizieren« markierte.
Armin Schwarz, hessischer Minister für Kultur, Bildung und Chancen, brachte Grüße der Landesregierung und erlebte das große Engagement des musikalischen Nachwuchses auf seine Weise: »Freude strahlt den Kindern und Jugendlichen aus jedem Knopfloch.«
Den einführenden Worten »ihres« Kultusministers konnten die Musikerinnen und Musiker der Kurt-Schumacher-Schule noch ganz entspannt auf den oberen Rängen zuhören, denn die Generalprobe am Nachmittag hatte gut geklappt, und das Orchester mit 76 jungen Musikerinnen und Musikern sollte erst ganz am Schluss des gesamten Konzertes auftreten.
Zuvor jedoch war einiges an logistischem Aufwand zu bewältigen: Aufgrund der Größe des Karbener Jugendorchesters mussten die Karbener mit gleich zwei Bussen gegen Mittag anreisen. Nach der Ankunft am Wiesbadener Kurhaus wurden die Instrumente in einen Aufenthaltsraum gebracht, während die Schlagzeugspielerinnen und -spieler das Schlagwerk auf der Bühne installierten. Schon mit dem ersten Betreten des großen Saals zur anstehenden Probe waren alle begeistert von dem tollen Ambiente des Wiesbadener Kurhauses.
Am Abend war dort dann geschäftiges Treiben. Die Gäste konnten die vorbestellten Karten abholen – so auch die etwa einhundert Zuhörerinnen und Zuhörer aus Karben, vor allem Eltern, aber auch das Kollegium der KSS war vertreten, unter anderem durch die Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper.
Mit Konzertbeginn wurde es dann ganz ruhig im großen Saal mit den rund 1200 Besuchern, und die verschiedenen Schulen boten ihre Stücke dar. Tilman Jerrentrup, der Landesbeauftragte für »Schulen musizieren«, führte locker durch das Programm.
Zum Abschluss des Landeskonzertes war die Bühne dann nochmals »zum Bersten voll«, wie Tilman Jerrentrup konstatierte: Zusätzliche Notenständer mussten herangeschleppt werden, und aufmunternden Beifall gab es beim Auftritt des Jugendorchesters Karben »Attacca« der Kurt-Schumacher-Schule (Leitung: Claus Carsten Behrendt, Robert Koch, Yorck Pretot), als schließlich die große Trommel über Köpfe hinweggehievt und positioniert war. Gleichermaßen schnittig und sonor erklang im Breitwandformat Ed Huckebys »Acclamations«, was so viel wie »Freude, Jubel und Beifall« bedeutet. Genau dies rief das Stück beim Publikum hervor, und das Orchester zeigte hier eindrucksvoll, welche Spielfreude und Energie das Ensemble besitzt. Danach wurde »Phasing Thunder« (Brian Balmages), ein wirkungsvolles Unwetter-Tongemälde mit klanglichen Überraschungen und einem feinen Pianissimo-Schluss präsentiert.
Eine verheißungsvolle und gespenstische Ruhe vor einem Donnersturm wurde durch klingende Gläser und Perkussionseffekte erzeugt, man sah förmlich, wie sich an der Decke des Kurhauses der Himmel verdunkelt. Die sich immer mehr steigernden Phasen eines Gewitters wurden mit der Energie von Minimal-Music-Elementen geschaffen, bis sich kraftvoll rollende Kugelblitze durch das ganze Orchester entluden. Nachdem das Publikum unter den Regenschirmen vorsichtig hervorlugte und realisierte, dass das musikalische Unwetter vorbeigezogen war, erscholl tosender Applaus. »Grandios, was sie auf die Beine gestellt haben«, meinte zu Recht der Staatsminister beeindruckt. Sichtbar glücklich und zufrieden und etwas müde reisten die jungen Musikerinnen und Musiker zurück nach Karben. (zlp)