Karben. Das Warten scheint kein Ende zu nehmen: Zwar gibt das Land grünes Licht für die Nordumgehung Groß-Karben. Doch wohl frühestens 2012 kann gebaut werden – wenn keine Klagen kommen. „Ein freudiges Ereignis für die Stadt Karben.“ Das Lächeln von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) mag gar nicht enden. Vor ihm liegt der DIN-A4-Ordner mit dem Planfeststellungsbeschluss für die Nordumgehung Groß–Karben. Mit ihm gibt das Land Grünes Licht für das 14-Millionen-Euro-Projekt.
Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuße: Wann die neue Straße gebaut wird, darauf mag sich Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn nicht festlegen, als er die Unterlagen in Vertretung für Verkehrsminister Dieter Posch (beide FDP) überbringt. „Ich will niemandem Hoffnung machen, dass 2011 gebaut werden könnte.“ Einen Bautermin werde das Land erst nennen, wenn der Beschluss Rechtskraft habe. Deshalb sei das Projekt auch nicht im Haushalt für 2011 eingeplant.
Selbst wenn das Land nun sein Okay gibt – als nächstes haben Betroffene das Recht, dagegen vor Gericht zu ziehen, wenn sie ihre Interessen missachtet sehen. Zunächst werden die Unterlagen von Ende Januar bis Mitte Februar im Rathaus ausgelegt, dann beginnt die bis Mitte März laufende Einspruchsfrist.
Ob Anwohner sie nutzen, ist offen. In den nördlichen Straßen Groß-Karbens hatten sich in den vergangenen Jahren Bürger zur Initiative „Rettet die Nidda-Aue“ (BI) zusammengeschlossen. „Es gibt hier mindestens drei Klagewillige“, berichtet Axel Kreutz von der BI. Ob jemand den Weg beschreite, sei nicht besprochen. „Wir haben die Unterlagen noch nicht einsehen können. Vorher kann man nichts dazu sagen.“
Er hofft, dass das Land seine „erheblichen Fehler in den Berechnungen“ des Lärms korrigiert habe. „Wenn da keine gravierenden Änderungen vorgenommen wurden, wird es zum Prozess kommen“, sagt Kreutz. Ob das Land mehr Lärmschutz vorgesehen habe, könne er nicht sagen, erklärt Minister Hahn. „Soweit Lärmschutz erforderlich ist, sieht die Planung ihn vor.“ Nach einem Planungsfehler hat das Land bereits im Bereich des Berufsbildungswerks Südhessen mit Extra-Lärmschutz nachbessern müssen.
An Groß-Karbens Ortsrand habe sich die Stimmung ins Positive gedreht, gibt Kreutz zu. „Hier gibt es das beinharte ‚Nein‘ nicht mehr.“ Wenn nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip einfach der Lärm vom Ortskern an den Ortsrand verlegt werde, „würde das hier ohne Weiteres durchlaufen“. Seit einigen Jahren wirbt die Bürgerinitiative „Nordumgehung jetzt!“ für das Vorhaben und sammelte mehr als 2000 Unterschriften.
An die Zusage der Stadt, zusätzlich zum Lärmschutzwall nördlich der Assenheimer einen weiteren Wall nördlich des Lindenwegs bauen zu wollen, glaubt Axel Kreutz jedoch nicht. „Für solche Scherze ist doch gar kein Geld da.“ Bürgermeister Rahn aber versichert: „Wir stehen dazu, für die Bürger alles zu tun, um ihnen die Entscheidung für die Umgehung zu erleichtern.“ Ob die Stadt selbst einen Wall bauen müsse, könne er aber erst nach Studium der Planung sagen. So schätzt Rahn den Beschluss auch erstmal vorsichtig als „Riesen-Teilschritt“ ein. Es sei aber ein „freudiges Ereignis“, räumt er ein. Schließlich wurde der Bau der Umgehung 1971 beantragt. „Dann haben sich 37 Jahre deutscher Bürokratie damit beschäftigt.“ (den)