Bad Vilbel. Der Leiter der Bad Vilbeler Polizeistation, Holger Götzmann, ist nach mehr als 40 Jahren verabschiedet worden. Sein letzter Arbeitstag war gespickt mit kurzweiligen und emotionalen Reden und ganz besonderen Fotos und Auszügen aus der Personalakte von »Mr. Kompass«.
Wie sagte Fußballtrainer Jürgen Klopp bei seinem Amtsantritt beim FC Liverpool vor neun Jahren: »Es ist nicht wichtig, was die Menschen sagen, wenn du kommst, viel bedeutender ist, was sie sagen, wenn du gehst.« Es gibt wohl kaum einen Menschen, auf den dieser Satz besser zutrifft, als auf Holger Götzmann. Bei der offiziellen Verabschiedung des Leiters der Vilbeler Polizeistation in den Räumen der benachbarten Feuerwehr gab’s nicht nur viele Geschenke, sondern auch schöne Worte im Überfluss zu hören.
15 986 Tage
im Dienst
Den Anfang machte Marco Bärtl, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Mittelhessen. In einem mit lustigen Anekdoten und alten Fotos gespickten Vortrag samt Präsentation blickte er auf die lange Polizeigeschichte Götzmanns zurück. 1980 fing er bei der Bereitschaftspolizei in Kassel an. Später ging es über Hanau, das Frankfurter Westend nach Fechenheim. Götzmann studierte, um sich für den gehobenen Dienst zu qualifizieren, verbrachte anschließend 16 Jahre als Dienstgruppenleiter in Büdingen, bevor es ihn als Einsatzleiter nach Friedberg verschlug. Dort baute er auch die Initiative KOMPASS mit auf.
Marco Bärtl las während des Vortrages immer wieder Auszüge aus der Personalakte vor. Da lasse sich auf 451 Seite einiges finden. »Aber nur Positives«, so Bärtl mit einem Augenzwinkern. Götzmann sei insgesamt neunmal befördert worden, habe über 40 Seminare besucht und war 525 Monate – oder auch 15 986 Tage – im Dienst. Bärtl zitierte die Akte weiter: »Im Wesen ist er ruhig und ausgeglichen.« Götzmann sei »routiniert und umsichtig«. Besonders sein Leitspruch habe immer viele begeistert. »Der Mensch muss immer im Mittelpunkt stehen.« Bärtl betonte, Holger Götzmann sei nicht nur »Mr. Kompass«, sondern habe diese Aufgabe wie auch alle anderen mit Leben gefüllt. »Jeder, den ich gesprochen habe, hat betont, was für ein feiner Kerl er ist. Das ist bemerkenswert.« Manfred Kaletsch, Leiter der Abteilung Einsatz bei der Polizei, sagte: »Du warst immer ein vorbildlicher Stationsleiter.« Bürgermeister Sebastian Wysocki schloss sich den lobenden Worten an. Besonders die Art und Weise der Gespräche mit Götzmann werde er nicht vergessen. »Wenn wir etwas gebraucht haben, war auf Sie und die Polizei immer Verlass. Wir werden Sie vermissen.«
Polizeipfarrer Dr. Armin Kistenbrügge sorgte für einen emotionalen Moment als er das irische Segenslied »Möge die Straße« auf der Trompete spielte. Götzmann hat einen besonderen Bezug zum Land auf der Insel und reist dort besonders gerne hin.
Zum Abschluss ergriff dann Holger Götzmann das Wort, der sich ob der Worte und Geschenke sichtlich gerührt zeigte. »Als ich am 1. Oktober 1980 in Kassel angefangen habe, hatte ich keine Vorstellung, wie es mal weitergehen wird.« Jetzt könne er sagen, es sei eine Mischung aus Stolz und Dankbarkeit. Bad Vilbel sei für ihn ein »familiärer Haufen«. Er dankte besonders dem städtischen Fachbereichsleiter für Allgemeine Gefahrenabwehr, Matthias Stengel. »Wir haben ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und ein echtes dynamisches Duo gebildet. Das war außergewöhnlich.« Ebenfalls ein besonderes Dankeschön gab es für Hauptkommissar Oliver Peekhaus. »Er war immer mein erster Ratgeber und Ansprechpartner. Dafür bin ich sehr dankbar.« Götzmann freute sich, dass so viele Kollegen und Kolleginnen an seinem letzten Arbeitstag gekommen waren. »Ich glaube Holger Götzmann und die Polizei – das hat ganz gut gepasst.«
Von Patrick Eickhoff
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