Karben. Ein starkes Unwetter hat am Sonntagabend innerhalb weniger Minuten zahlreiche Schäden im gesamten Rhein-Main-Gebiet verursacht. Betroffen war auch die Wetterau. In Karben war vor allem der Stadtteil Okarben Opfer des orkanartigen Sturms mit starken Regenfällen. Die Karbener Feuerwehr wurde um 21 Uhr alarmiert. Achtzig Brandschützer waren die ganze Nacht über bis zum Montagvormittag im Dauereinsatz. Sie rückten 32-mal aus, um abgedeckte Dächer zu sichern und umgestürzte Bäume und Äste wegzuräumen. „Wir hatten eine Vorwarnung vom Deutschen Wetterdienst (DWD) bekommen, dass wir mit „orkanartigen Böen“ zu rechnen haben“, sagte Stadtbrandinspektor Thomas Bier. Der DWD registrierte Windstärken von acht bis neun mit Geschwindigkeiten von rund 70 Kilometern pro Stunde und mehr. Von der Feuerwehr aus Bad Vilbel orderte Bier eine weitere Drehleiter an. Zur Verstärkung rückten außerdem 15 Mann vom THW in Friedberg an.
Schäden verursacht habe vor allem der starke Wind. In Okarben deckten die Böen rund ein Dutzend Dächer ab. Die größten Sachschäden verursachte der Sturm im Rodheimer Weg. Dort traf es vor allem das Autohaus Fischer. Das 192 Quadratmeter große Dach der Auto-Werkstatt wurde fast komplett abgedeckt. „Es sah aus, als ob jemand eine Fischdose aufrollt“, sagt Seniorchef Günther Fischer.
Plastikteile, Bleche und Träger wirbelten hoch durch die Luft, streiften das benachbarte Mietshaus der Familie Heinisch, beschädigten dort Fassade, Rolläden und Fensterbretter. Einige Träger der Dachkonstruktion wurden ebenfalls aus den Angeln gehoben. „Wir waren gerade im Wintergarten, als es losging“, sagt Günther Fischer. „Wir sahen zuerst nur eine Wand aus schwarzen Wolken. Der Wind blies mit voller Wucht. Der ganze Wintergarten hat gebebt. Da hob sich wie von Geisterhand das Dach unserer Werkstatt in die Höhe.“ Im Garten versetzte der Sturm ein Gerätehaus aus Blech fünf Meter weiter. Fahrräder und andere im Haus abgestellte Dinge flogen in die Luft. Für Ehefrau Edeltraud Fischer war der Anblick zuviel. Sie erlitt einen schweren Schock. Der hinzugerufene Notarzt konnte sie stabilisieren. Bereits am Montagvormittag stand die Seniorchefin ihrer Tochter, Geschäftsinhaberin Birgit Reis, im Büro wieder zur Seite.
Schräg gegenüber bei Norbert Heller wurde eine Dachhälfte komplett abgedeckt. Regen floss ungehindert in eine gerade erst frisch renovierte Wohnung. „Ich habe anfangs vom Sturm nichts mitbekommen. Meine Nachbarin rief kurz vor neun Uhr an und sagte „Dein Dach fliegt weg“. Er blickte aus dem Fenster und sah wie aus allen Gärten der Nachbarschaft Platten, Plastikteile, Blumentöpfe und Blumenkästen durch die Luft wirbelten. „Das Ganze spielte sich innerhalb weniger Sekunden ab. So schnell wie es kam, war es auch wieder vorbei“, berichten Norbert Heller und Barbara Rossner übereinstimmend. Der Hausbesitzer rechnet mit einem Sachschaden in Höhe von 30 000 Euro oder mehr. Ebenfalls im Rodheimer Weg nahm Ursula Zecha gerade Wäsche von ihrer Spinne ab, und Ehemann Ernst goss Blumen als sich der Himmel um 21.45 Uhr in eine große dunkle Wand verfärbte. Innerhalb von Sekunden fällte der Sturm zwei 30 Jahre alte Zwetschgenbäume. Die 15 Meter hohe Kiefer, die einen Stammdurchmesser von 45 Zentimetern hat, knickten die Windböen um, als handele es sich um ein Streichholz. Die Bäume begruben die Gartenmöbel unter sich und deckten das Dach des Hundezwingers ab. Bei Friedrich Winter deckte der Sturm einen Winkel am Hausdach ab, riss einen Ast vom Nussbaum. Auch im Ortskern wütete der Sturm und hielt die Einsatzkräfte der Feuerwehr wie auch die Eigentümer auf Trab. Auf dem Anwesen von Bernd Brunkhardt in der Großgasse 6 hielten zwei starke Äste des 100 Jahre alten Nussbaums den Windböen nicht stand. „Unter dem Baum parkten zwei Autos. Sie blieben wie durch ein Wunder unbeschädigt“, berichtet Brunkhardt. Nach Auskunft von Stadtbrandinspektor Bier blieb es bei Sachschäden, Menschen wurden nicht verletzt. Die Höhe der Schäden ist noch nicht ermittelt, für eine Schadensbilanz ist es noch zu früh.