Bereits vor rund zwei Jahren kam in Bad Vilbel das Thema eines flächendeckenden W-Lans (drahloser Internetzugang) auf. Bad Nauheim und Friedberg haben dies inzwischen eingerichtet. Doch in Bad Vilbel steckt der Teufel im Detail.
Bad Vilbel. Vom Biwer-Kreisel über den Nidda-Platz und Kurhausvorplatz bis zum Marktplatz, im Umfeld der Burg und der Alten Mühle, am Bahnhofsvorplatz, aber auch in der Alten Frankfurter Straße auf dem Heilsberg, am Hermann-Freisleben-Platz in Massenheim und am Dortelweiler Platz in Dortelweil: Dort überall wollen die Grünen drahtlosen Internetzugang für alle Smartphonebesitzer einrichten. Einen entsprechenden Antrag stellten sie im Haupt- und Finanzausschuss. Doch Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) muss den Grünen einen Zahn ziehen.
„Wir haben die VilApp, die bestens ankommt. Da wäre es doch angebracht, auch kostenfreies W-Lan anzubieten. Nicht nur für Bad Vilbeler, sondern auch für Festspielbesucher und im öffentlichen Personennahverkehr“, fordert Grünen-Chef Clemens Breest. Der Bad Vilbeler Einzelhandel soll eingebunden werden und nicht nur Werbung platzieren, sondern auch auf andere Angebote aufmerksam machen können.
Nur nachts Betrieb
Als Betreiber schlagen die Grünen das Unternehmen „free-key IT-Innerebner“ vor. Das garantiert die Übernahme der Haftung für den Fall, dass illegale Inhalte über das Netz geladen werden. Die Firma aus Österreich befindet sich in Kooperation mit Ekom21, einem Zusammenschluss kommunaler Gebietsrechenzentren und heute der größte kommunale IT-Dienstleister in Hessen, mit dem auch die Verwaltung Bad Vilbel zusammenarbeitet.
„Wir sind bereits mit Inhaber Walter Innerebner durch die Frankfurter Straße gelaufen und wollten W-Lan vom Anfang der Straße bis zur Burg installieren. Das allerdings wird nicht so einfach“, schränkt Wysocki ein. Denn dafür müssten zahlreiche Funkantennen sowie Schaltschränke in Kellern von Gebäuden installiert werden. Bei privaten Hausbesitzern könnte das sehr schwer werden. Eigene Gebäude hat die Stadt aber in diesem Bereich nicht in ausreichendem Maße. Eine mögliche Lösung sah Wysocki darin, die Antennen an die Straßenlaternen anzuschließen. Doch dafür fehlen den Laternen weitere Kabel. Der Effekt: „Wir könnten nur W-Lan anbieten, wenn auch die Laternen an sind, also nachts.“
Deswegen will Wysocki zunächst einen Testlauf auf kleinerem Gebiet vornehmen. Das beschränkt sich auf den Nidda-Platz mit Bibliotheksbrücke und Kurhausvorplatz sowie den Platz vor dem historischen Rathaus. Auch dort müsse man bereits mit einigen Kosten rechnen, genaue Zahlen konnte Wysocki noch nicht nennen. Die Stadt befinde sich noch in Verhandlungen. „Die Betriebskosten hingegen fallen eher gering aus“, schildert der Erste Stadtrat.
Leerrohre sind eingeplant
Mit dem Gewerbe habe die Stadt ja bereits auf einer Info-Veranstaltung im Oktober 2015 unter Moderation des Bad Vilbeler FNP-Redaktionsleiters Thomas Schwarz geredet. Doch den damals besprochenen Umfang könne man aufgrund der Kosten zumindest derzeit nicht bieten.
Trotzdem gibt es zumindest einen weiteren Ort, an dem der drahtlose und kostenfreie Internetzugang ein Thema bleiben wird. „Wir haben am neuen Zentralen Omnibusbahnhof auf dem Bahnhofsvorplatz bereits genug Leerrohre vorgesehen, um die nötige Technik installieren zu können“, skizziert Wysocki. Ob diese aber überhaupt benötigt werde, sei noch nicht abzuschätzen. Die per Vertrag garantierten Datenmengen für Handys würden immer größer, „Es ist die Frage, ob man das dann überhaupt noch benötigt“, sagt Wysocki.
Doch muss das Parlament überhaupt noch über den Antrag entscheiden, wenn die Stadt ja offensichtlich schon aktiv ist? Nein, befindet CDU-Fraktionschefin Irene Utter und fordert: „Ziehen Sie den Antrag zurück.“
Das aber will Breest nicht, auch wenn er die für W-Lan vorgesehenen Orte auf jene von Wysocki genannten reduziert. Doch dem stimmt im Ausschuss nur die SPD mit zu, CDU, FDP und Freie Wähler stimmen dagegen, befinden, der Antrag ist überflüssig.
In der Sitzung der Stadtdverordnetenversammlung einige Tage später wurde der Antrag der Grünen abgeändert. Weil die Stadt in ihren Planungen schon weit ist, wird aus der Forderung eine Erklärung, in der die Parlamentarier ihre Unterstützung für die Realisierung eines frei zugänglichen Drahtlos-Internets in der Innenstadt bekunden. Dem stimmen alle Abgeordneten mit Ausnahme des FW-Abgeordneten Martin Gecks zu.