Mit der Premiere der Oper „Hänsel und Gretel“ starten die Burgfestspiele am 6. Mai in die neue Saison. Regisseur Benedikt Borrmann und Studierende der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst haben mit den Proben bereits begonnen.
Bad Vilbel. Hänsel und Gretel sind allein zu Hause. Doch anstatt ihre Arbeit zu machen, spielen sie ausgelassen. Ihre Mutter ist davon gar nicht begeistert, also werden die beiden zum Erdbeerensammeln in den Wald geschickt. Dort begegnet ihnen die böse Hexe – und am Ende gibt es ein Happy End. Die Geschichte von Hänsel und Gretel sowie auch die Opernfassung von Engelbert Humperdinck ist allseits bekannt und steht oft auf den Spielplänen der Opernhäuser. So wird nach einer Inszenierung im Jahr 2012 nun auch in diesem Sommer eine neue Bühnenbearbeitung im Burghof zu sehen sein.
Bühnenbildnerin Anja Müller sieht sich vor eine spezielle Herausforderung gestellt: „Um 11 Uhr morgens das drückende Gefühl eines dunklen Waldes in der Nacht zu vermitteln war schon recht schwierig“, meint sie. „Während des Stückes soll der Wald zu einem Labyrinth werden, Personen erscheinen und verschwinden, alles ist in Bewegung, und doch soll das drückende Gefühl der Angst bleiben.“ Dunkle Nadelbäume sollen dieses Gefühl erzeugen, doch sie haben auch noch eine andere Aufgabe. „Drei der Bäume sind speziell. Sie können gedreht werden, dort finden sich Türen, um die Sicht auf das Hexenhaus, den Ofen und den Käfig für Hänsel freizugeben“, erklärt Müller anhand eines kleinen Modells.
Mit Ängsten umgehen
Auch bei den Kostümen hat sie ihre Fantasie spielen lassen. „Die Menschen sollten ärmlich aussehen, während wir bei der Hexe, dem Sandmännchen und dem Taumännchen sowie den Waldtieren fantastischer werden konnten“, erläutert sie. „Während der Proben hat sich noch einmal viel verändert, auch durch Anregungen der Schauspieler.“
Für Regisseur Benedikt Borrmann soll das Stück den Kindern vor allem Gefühle vermitteln: „Wie geht man mit Angst um, und wie überwinde ich sie? Das ist eine zeitlose Frage, daher funktioniert das Märchen ja auch so gut“, meint er. „Hunger und Armut kommen ebenso vor, auch wenn diese Themen schwierig darzustellen sind.“
„Seine“ Version des Märchens soll jedoch auch einiges anders machen. „Wir wollen es modernisieren. So gibt es bei uns zum Beispiel keinen Lebkuchen, da das Märchen ursprünglich ja auch im Sommer spielt. Stattdessen haben wir Donuts und Bonbons“, sagt Borrmann. „Auch spielt Gretel eine viel größere Rolle. So hat Hänsel im dunklen Wald mehr Angst, auch wenn er das nicht zugeben will.“
Für die richtige Atmosphäre soll auch die Musik sorgen. „Wir haben uns bewusst gegen ein großes Orchester entschieden, so müssen die Sänger nicht gegen die Musiker ansingen“, erklärt der musikalische Leiter Markus Höller. Nur ein Piano, Flöte, Violine und ein Marimba begleiten das Stück.
Gespielt werden die Rollen von Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Seit acht Jahren läuft die Kooperation zwischen den Burgfestspielen und der Hochschule. Für beide ist es eine Win-Win-Situation, ist Burgfestspiele-Intendant Claus-Günther Kunzmann überzeugt. „Eine Oper könnten wir so kaum anbieten, daher ist das für uns bei den Burgfestspielen eine tolle Bereicherung. Und für die jungen Talente von der Hochschule ist das eine klasse Möglichkeit, sich auszuprobieren.“
Geschwisterkonflikt
Darauf freut sich auch Laura Violetta Lex schon sehr. Die Studentin im dritten Semester wird die Rolle des Hänsel spielen. „Für mich ist das alles eine ganz neue Erfahrung und total aufregend“, sagt sie. „Ich wusste anfangs gar nicht, ob ich das überhaupt kann, doch mittlerweile macht es einfach nur noch Spaß.“ Besonders reizvoll sei es, den Geschwisterkonflikt zum Ausdruck zu bringen. Gespannt ist sie indes auf die Proben auf der „richtigen“ Bühne ab Ende April und die Vorführungen. „Das ist etwas ganz anderes, wenn die Bänke voll sind mit Kindern und alle Blicke auf einen gerichtet sind.“
Für Stefanie Woelke, die die Gretel spielt, ist es nicht der erste Auftritt in der Wasserburg. „Vor zwei Jahren habe ich schon hier gespielt, damals bei der ,Zauberflöte‘ Das war eine ganz andere Rolle“, erinnert sie sich. „Daher wollte ich unbedingt wieder mitspielen. Gretel ist eine tolle Rolle, und die Chance, sie zu lernen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.“
Durch Förderungen können die Veranstalter auch 2018 bis zu 2000 Besuchern den Eintritt kostenfrei ermöglichen, ergänzt Kunzmann stolz: „So können sich auch Eltern mit kleinem Geldbeutel den Eintritt leisten.“ Gefördert wird die Produktion auch vom Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main. (asp)