Die Dortelweiler Autorin Uli Aechtner stellte sich in der Reihe „Starke Frauen“ der Bürgeraktive vor. Sie erzählte von ihrer deutsch-französischen Familiengeschichte, dem TV-Interview mit Willy Brandt, der harten Disziplin beim Schreiben und der Mühe mit der Kindererziehung.
Bad Vilbel. Das Bistro im Haus der Begegnung ist ein intimer Ort, wenn Eva Raboldt, Leiterin der Bürgeraktive, dort zu biografischen Erkundungen einlädt. Uli Aechtner ist bereits der 14. Gast der Reihe „Starke Frauen in Bad Vilbel“ und der letzte vor der Sommerpause. Am 28. September geht es mit Annette Hirsch-Uhlmann weiter, die von ihrem Leben mit Multipler Sklerose erzählen wird.
Doch jetzt gewährte die Dortelweiler Autorin Uli Aechtner Einblicke in ihr Leben. Was ist Glück? „Oft nur ein Moment – und ein Geschenk“, entgegnete sie. Einige dieser Momente haben aber auch ihre Vita beeinflusst. Bevor sie von sich erzählte, erinnerte sich Uli Aechtner an die Verknüpfung ihrer Familiengeschichte mit Frankreich. Dort, in La Rochelle, geriet ihr Vater in Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen konnte. Später habe er sogar eine Verwandte seiner französischen Freunde geheiratet. Umgekehrt lernte Aechtner eine Französin, ihre Sekretärin, kennen, deren Vater in deutscher Kriegsgefangenschaft, im KZ Sachsenhausen war.
Dutschke begegnet
Frankreich beeinflusste Aechtners Karriere auch später. Zweieinhalb Jahre war sie Assistentin des deutschen Korrespondenten des Staatssenders TF1, machte Interviews mit Willy Brandt, Rainer Werner Fassbinder und dem bereits kränkelnd-heiseren Rudi Dutschke. Danach ging sie nach Mainz, moderierte die Landesschau des Südwestfunks, „da hab’ ich dann nicht so aufregende Leute getroffen“.
Später ging es wieder nach Frankreich, Aechtner gewann 1985 ein Jahresstipendium in Paris, heiratete kurz zuvor noch. 1992 zog sie mit ihrem Mann nach Dortelweil, „das ist gut für Kinder“. Zwei hat sie bekommen und bilanziert mit ihrem Lieblingswort: „Das Muttersein ist wirklich ein Hubbel“ – eine Herausforderung.
Doch Aechnter ging in die Offensive. Weil sie bei einer TV-Produktion in Wiesbaden fürs ZDF arbeitete, gründete sie dort auch kurzerhand mit sechs anderen Müttern selbst einen Kindergarten. Ebenfalls 1992 fing sie mit der Schreiberei an. Ein Glücksfall – schon nach fünf Bewerbungen kam 1995 die erste Buch-Offerte für ihren ersten Krimi „Too much TV“.
Das Genre hatte sie sich ausgesucht wegen dessen Strukturiertheit – ein Mord, ein Ermittler, die Sache kommt langsam raus. Dennoch sei es schwer, die Spannung durchzuhalten. Da kommt Aechtner ihr erklärtes Faible für Ordnung und Disziplin zugute: „Ich geb’ nicht auf – bis ich dahin gekommen bin, wohin ich wollte.“ Täglich vier bis fünf Seiten – und das zwölf bis 15 Monate lang.
Nicht nur schreiben, sondern auch recherchieren gehört dazu, in der Rechtsmedizin etwa. Für den Krimi „Keltenzorn“ fuhr sie nicht nur zum Glauberg, sondern auch nach Frankreich.
Ein Glücksgefühl sei es gewesen, als sie ihren dritten Roman in einer Wiener Buchhandlung entdeckte. „Aber reich geworden bin ich dadurch nicht.“