Wetterauer Hauptschlagader gekappt: Die Bahnstrecke Frankfurt–Friedberg musste am vergangenen Montag zwischen Bad Vilbel und Karben gesperrt werden – nach einem Kabeldiebstahl. Die Fahrgäste waren sauer: Auf die Diebe und weil sie in Ersatzbussen viel Zeit und Schweiß lassen mussten.
Bad Vilbel/Karben. 16.26Uhr zeigt die Uhr an Gleis sieben des Bad Vilbeler Nordbahnhofs, als der Triebwagenführer anfährt. Nach bald vier Stunden rollt mit einer S-Bahn S6 zum ersten Mal wieder ein Zug über die Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Groß-Karben.
Seit etwa 13Uhr war die Bahnstrecke durch die südliche Wetterau aus Sicherheitsgründen gesperrt. Denn Diebe hatten Erdungskabel gestohlen, auf freier Strecke zwischen Dortelweil und Kloppenheim. Aber muss deswegen gleich der gesamte Verkehr stoppen? „Da haben wir keinen Spielraum“, sagt Bahn-Sprecher Torsten Sälinger. „Die Erdung dient der Sicherheit und Sicherheit steht bei uns an erster Stelle. Da können wir keine Luft lassen.“
Erdungskabel sollen Spannung ableiten, erklärt Sälingers Kollege Thomas Bischoff: Falls etwa durch einen Unfall oder ein Tier die Oberleitung mit einem anderen leitenden metallenen Bauteil – zum Beispiel ein Oberleitungsmast, ein Bahnsteigdach oder ein Geländer – in Berührung kommt, soll so verhindern, dass dieser Gegenstand nicht unter Strom gerät, denn das wären bei der Bahn sofort tödliche 15000Volt.
22solcher Erdungskabel hätten Unbekannte gestohlen, sagt Bahn-Sprecher Bischoff. Als das entdeckt wird, wird die Strecke gesperrt, die Reparatur begonnen. Die Folgen der Straftat müssen tausende Fahrgäste ausbaden: 42Züge im Regionalverkehr sowie InterCitys leitet die Bahn über Hanau um. Zehn bis 15Minuten Verspätung hat jeder von ihnen. Anschluss adé.
Die S-Bahnen fahren von Frankfurt kommend bis Bad Vilbel, von Friedberg her bis Groß-Karben. Dazwischen fallen 16Fahrten aus und werden im Schienenersatzverkehr durch Busse ersetzt. „Es rollt alles was geht“, sagt Thomas Bischoff. Mehr Busse hätten sich nicht organisieren lassen. Sie kommen selbst aus Nachbarlandkreisen. 30 statt fünf Minuten dauert so die Fahrt von Manuela Panner (45) von Bad Vilbel bis Groß-Karben. Nur eine Station hat Cedrik Schrade (23) aus Okarben noch vor sich. Er zündet sich eine Zigarette an. Immerhin habe der Ersatzverkehr gut geklappt. „In Bad Vilbel war sofort ein Bus da.“ Der sei zwar voll gewesen und habe in Bad Vilbel auch erstmal im Stau gestanden. Aber letztlich lief alles. Ärgerlich sei, so der Bahnfahrgast, dass auf dem Land die Alternativen fehlten. „In Frankfurt kann man bei so etwas schnell auf Straßenbahn oder Busse ausweichen.“ (den)