Karben. Lange Gesichter bei Familie Rust und ihren vielen Freunden in Okarben: Dreiste Weihnachtsfrevler haben am vergangenen Wochenende Teile der üppigen Dekoration am Weihnachtshaus in der Niddastraße gestohlen. Der finanzielle Schaden ist mit einem Wert des Diebesgutes von rund 90 Euro zwar überschaubar – unersetzbar ist jedoch der ideelle Schaden für die beiden weihnachtsverrückten Damen, die seit mehr als einem Jahrzehnt ihr Haus immer im Dezember mit viel Liebe so überbordend schmücken.
Helga Rust (69) und ihre Freundin Rita Szelies (63) sind noch ganz bedröppelt von der Entdeckung: Als sie morgens in den Vorgarten schauten, waren ein fallschirmspringender Weihnachtsmann sowie ein Rentiermodell samt seinem Schlitten verschwunden. „Das hat nachts jemand gestohlen“, berichtet Helga Rust. Mitbekommen haben die beiden die Tat nicht, obwohl Ritas Fenster direkt zum Vorgarten hinausgeht. Außerdem war der Dieb sehr umsichtig: „Er hat die in Plastiktüten verpackten Stecker ganz sorgfältig ausgepackt. Und die Haken, mit denen Rentier und Schlitten im Boden verankert waren, hat er ordentlich daneben gelegt.“ Ein wahrlich schwacher Trost.
Mit den Jahren ist das Weihnachtshaus immer mehr zum Pilgerort für Weihnachtsfreunde geworden. Immer, wenn die Frauen im Baumarkt, im Einrichtungshaus oder im Discounter eine schöne Dekoration sahen, kauften sie sie. Familien, Kinder und viele Senioren kommen in der Niddastraße vorbei und bestaunen, was die beiden Damen binnen einer Woche ab Totensonntag aufgebaut haben. Ein ganzer Stapel von Dankbriefen liegt in der Küche. Wie viele Figuren und Modelle sie aufgebaut haben, wie viele Lichter jeden Tag bis 23 Uhr leuchten – durchgezählt haben es Helga und Rita noch nicht. „Es war aber schon mal mehr“, erinnert Rita Szelies. Aber mit zunehmendem Alter werde das Schmücken immer beschwerlicher. Weihnachtsmann und Rentier sind seit diesem Jahr deshalb auch nicht mehr auf dem Dach unterwegs. „Da klettern wir nicht mehr rauf.“
Wer die Dekoration nun gestohlen hat, darüber spekulieren die Weihnachtsladies schon. „Ich glaube nicht, dass das jemand vom Ort war“, sagt Helga Rust. Die Polizei haben sie allerdings nicht informiert. „Das bringt doch nichts, wie sollen die jemanden finden?“ Stattdessen hoffen Helga und Rita darauf, dass vielleicht ein Nachbar etwas bemerkt hat oder dass die Dekorationen in anderen Vorgärten auftauchen. Wie zum Beispiel der fallschirmspringende Weihnachtsmann. „Das ist schon sehr schade: Da macht man sich die Mühe und die Leute freuen sich, und dann stiehlt das einfach jemand.“ (den)