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Die Wolke der Zeuginnen und Zeugen

Das Wort zum Sonntag

Pfarrerin Irene Dannemann
Pfarrerin Irene Dannemann

Der Brief an die hebräischen Gemeinden (Kapitel 11, Verse 8-12) erinnert an Abraham und Sarah, daran, wie sie sich auf Gottes Wort hin hochbetagt auf den Weg in eine ungewisse Zukunft gemacht haben, wie sie mit Sack und Pack, Mann und Maus in die Fremde gezogen sind – vor ihnen die Verheißung einer befestigten Stadt, von Segen und Nachkommenschaft.

Sie gehören für den Brief zur „Wolke von Zeuginnen und Zeugen“ (Kapitel 12, Vers 1), also zu den Menschen, die im Vertrauen auf Gott ihr Leben gestalten und bezeugen, dass ein gelingendes Leben möglich ist. Die „Wolke von Zeuginnen und Zeugen“ – der Brief an die hebräischen Gemeinden nennt Menschen biblischer Tradition wie Abraham und Sarah. Ich denke, wir alle haben diese „Wolke“ um uns, die aktuellen und bereits verstorbenen positiven Vorbilder, die uns das Vertrauen auf Gott vorgelebt haben, die uns immer neu inspirieren, unterstützen und voranbringen, die uns nach Rückschlägen wieder aufstehen und weitermachen lassen.

Mit der Erinnerung an Abraham und Sarah will der neutestamentliche Brief den Glauben seiner Leserinnen und Leser stärken, sie trösten und ihnen zeigen: So gestalteten und lebten andere den Glauben an diesen Gott, der Menschen immer wieder zu Aufbrüchen ermuntert und mit ihnen auf dem Weg ist.

Vielleicht ist dieses das wirklich Unbequeme an der so spürbar nahen Situation der vielen Geflüchteten: dass wir zu einem Aufbruch gezwungen werden, den wir gern vermeiden würden, weil wir unser Leben gerade so meistern, den vielen bedrohlichen Nachrichten kaum standhalten können oder weil wir neben den Anforderungen in Beruf und Familie gar nicht die Kraft haben, noch über anderes nachzudenken. Und nun müssen wir es mit einem Mal, weil es nicht anders geht.

Da tut es gut, wenn wir uns in dieser Situation darauf besinnen, wer zu unserer „Wolke von Zeuginnen und Zeugen“ gehört und dass dazu die biblischen Geschichten derer gehören, die immer neue Aufbrüche in die Freiheit wagten und dafür belohnt wurden.

Pfarrerin Dr. Irene Dannemann

Ev. Heilig-Geist-Gemeinde,

Bad Vilbel-Heilsberg