Bad Vilbel/Wetterau. Hoffnungsschimmer für die Bahn-Pendler in der Wetterau: Die Deutsche Bahn hat endlich mit den Vorplanungen für den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Friedberg begonnen. Die Fahrgäste aber brauchen noch viel Geduld: Erst 2016 sollen die Züge auf vier statt bisher zwei Gleisen fahren – und die S-Bahn S 6 in einem echten 15-Minuten-Takt bis Friedberg.
Vertreter der Bahn unterrichteten die in der Interessengemeinschaft S 6 (IG) organisierten Kommunen entlang der Strecke bereits vergangene Woche über den Planungsstart. Im Anschluss daran gibt sich die IG mit Sitz im Karbener Rathaus zugeknöpft: „In den nächsten Jahren wird dann die Entwurfs- und Genehmigungsplanung durchgeführt, die in enger Abstimmung mit den Kommunen erfolgt“, heißt es lapidar. Mit dem Eisenbahnbundesamt habe man „Möglichkeiten und Vorgehensweisen besprochen, wie Verzögerungen im Planfeststellungsverfahren vermieden werden können“.
„Wir wollen von den Erfahrungen lernen, die in der ersten Baustufe gemacht wurden“, erklärt Rolf Gnadl, früherer Landrat und nun als Ovag-Vorstand zuständig für den Nahverkehr in der Wetterau. So dränge die Region darauf, „nicht nur eine schnelle Baugenehmigung“ für den Ausbau zu bekommen, „sondern auch eine, die haltbar ist“. Die Erfahrungen aus dem Ausbauverfahren zwischen Frankfurt und Bad Vilbel stecken allen in den Gliedern: Während auf Bad Vilbeler Gebiet schon Baurecht besteht, wird der Bau auf Frankfurter Gebiet seit Jahren aufgehalten, weil Eschersheimer und Berkersheimer wegen zu geringen Lärmschutzes klagen. Weshalb die Wetterauer der Bahn und dem Eisenbahnbundesamt nahe legen, Puffer einzubauen, um auch bei weiterer Zunahme des Verkehrs nach 2015 beim Lärmschutz nicht nachbessern zu müssen.
Allerdings: Für die Anrainer der Strecke in der Wetterau werde sich die Lärmsituation durch den Ausbau erheblich verbessern, wirbt Rolf Gnadl. „Schallschutz gibt es nur beim Ausbau der Strecke“, während eine Zunahme besonders des lauten Güterverkehrs auch ohne einen Ausbau möglich sei. Schließlich gelte für die Strecke Bestandsschutz. In dieser Sache sieht Gnadl die Bürgermeister in der Pflicht: Sie müssten für das Vorhaben werben, den Bürgern Ängste nehmen und „proaktiv“ informieren. „Die Region muss den Ausbau gemeinsam einfordern“, so Gnadl. „sonst stehen sofort andere auf der Matte, die die Investitionsmittel liebend gerne übernehmen.“
Auch für den Ausbau bis Friedberg ziehen Deutsche Bahn und der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) wieder an einem Strang. Das bestätigen deren Sprecher Torsten Sälinger und Peter E. Vollmer. In der nächsten Zeit wolle man „die Kosten im Groben ermitteln“, sagt Sälinger, und überprüfen, wo Gleise verlegt werden können, wo Brücken verbreitert werden müssen, wo Bauwerke im Weg stehen. Bis Jahresende soll alles fertig sein und in eine Planungsvereinbarung mit dem Land münden. Ein Seufzen kann sich RMV-Sprecher Vollmer aber nicht verkneifen. „Seit es den RMV gibt, setzen wir voll auf den Ausbau dieser Strecke.“ Also seit 1994.
Vom Ausbau der belasteten Bahnstrecke erhofft sich Rolf Gnadl eine bessere Lebensqualität im Kreis. Die S 6-Strecke sei ja eine „zentrale Lebensschlagader“. Weshalb er mit der Perspektive 2016 unglücklich ist. „Solche Zeiträume sind grässlich.“ (den)