Alles, was für Bad Vilbeler relevant ist: Das bietet eine neue App, die von den Stadtwerken entwickelt wurde. Sie ist jetzt frei verfügbar.
Bad Vilbel. Die fiktive Familie Müller sitzt am Frühstückstisch in Dortelweil. Sohn Niklas schaut auf’s Handy, Tochter Hannah auch. Doch einen Rüffel von den Eltern gibt es dafür nicht. Denn schließlich wollen beide nur wissen, wann ihr Bus in Richtung Schulzentrum um die Ecke biegt. Dieses Werkzeug bildet ein Herzstück der neuen „VilApp“. Federführend im Auftrag der Stadtwerke entwickelt hat sie Andreas Barowski. Dort ist er als Vertriebsleiter beschäftigt.
Und das Herzstück hat es in sich: Denn in allen Bussen liegen Handys. Die aktualisieren etwa alle 15 Sekunden ihren Aufenthaltsort. Und so ist genau zu sehen, ob der Bus seinen Takt hält, oder ob sich Busse wegen eines Staus in der Stadtmitte alle am gleichen Punkt befinden. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 sollen dann auch mögliche Verwechslungen ausgeschlossen werden, weil sich Busse an der gleichen Stelle befinden. „Die neuen Busse erhalten eine Technik, die dann auf der App die aktuelle Linie anzeigt. Schließlich wechseln unsere Busse ja regelmäßig ihre Liniennummern, etwa, wenn sie zwischen Massenheim und Gronau hin- und herfahren“, schildert Erster Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU).
Eine Anekdote dazu hält Barowski schon bereit. So rief eine Kundin bei Carolina Möller von den Stadtwerke an, erkundigte sich, wo denn ihr Vilbus bleibe. Möller schaute auf die App und sagte: „Schauen Sie jetzt mal nach links, er müsste gerade um die Ecke biegen.“ Die Kundin war erstaunt, die App hatte ihren ersten Praxistest mit Bravour absolviert.
Alle Vilbus-Linien sind einzeln abwählbar, werden dann etwa nicht angezeigt. So machen das auch die Müllers aus Dortelweil. Die Linie Gronau–Massenheim interessiert Niklas und Hannah nicht. Störungsmeldungen werden nicht eingeblendet, alles in Ordnung. Sie sehen, dass ihr Bus in etwa zwei Minuten an der Haltestelle sein wird, flitzen los.
Doch auch Vater Jens schaut aufs Handy. Über den in der App integrierten RMV-Fahrplan hat er bereits die Abfahrtszeit seines Zuges nach Frankfurt ermittelt. Jetzt liest er Nachrichten. Denn auch das kann die App. Sie verbreitet aktuelle Neuigkeiten von der FNP und auch von N-TV. Bislang sind es die überregionalen Nachrichten, doch bald sollen Berichte aus dem Bad Vilbeler Lokalteil hinzukommen.
Aktuelles hat Vorrang
Nicht nur die bieten Neuigkeiten an, auch der städtische Pressesprecher Yannick Schwander nutzt das Portal, füllt es mit aktuellen Mitteilungen der Stadt. „Es handelt sich aber nicht um die Homepage der Stadt mit Informationen von A bis Z. Wir setzen bewusst auf Aktuelles, wollen aktuelle und relevante Dinge vermitteln. Wer trotzdem gezielt nach anderen Inhalten der Stadt sucht, ist mit einem Klick auch auf der Homepage der Stadt“, schildert Barowski. Auch das Baustellenmarketing ist in der App vertreten, informiert über den Verlauf größerer Vorhaben und aktuelle Baustellen, die den Verkehr beeinträchtigen können.
Auch Mutter und Ehefrau Denise Müller ist jetzt in der App aktiv. Sie hat einen Halbtagsjob und sorgt danach dafür, dass die Familie nicht nur mit dem Nötigsten versorgt ist, sondern auch in der Freizeit auf ihre Kosten kommt.
Sie schaut in einen weiteren zentralen Bereich der App. Diese Rubrik heißt „Vorteile und Gutscheine“. Dort bieten die Stadtwerke kostenlosen Eintritt zum Bad Vilbeler Eisspaß an. Eine schöne Nachmittagsstunde mit den Kindern ist also schon geritzt. Später halten Mutter Denise, Sohn Niklas und Tochter Hannah ihre Handys an der Kasse vor, drücken im Beisein des Schlittschuhverleihers auf den Knopf, der den Gutschein aktiviert.
„Jeder Gutschein ist für jedes Gerät einmal verfügbar“, schildert dazu Barowski. Einzulösen sei er immer direkt vor Ort, nicht bereits zu Hause. Kommerzielle Anbieter könnten dort Gutscheine für alle anbieten oder auch besondere Premium-Gutscheine für Stadtwerke-Kunden. Die Rubrik wird nach einmaliger und einfacher Freischaltung nutzbar. Nach und nach würden alle Geschäfte in Bad Vilbel angeschrieben, etliche machten jetzt schon auf der App mit, stellten Angebote ein.
Beim Waffelessen in einem Café schaut Mutter Denise erneut auf die App. Sie checkt kurz, ob sie nicht vergessen hat, den Abfall rauszustellen. Später soll das Handy per SMS darauf hinweisen, wann es Zeit ist, die Tonnen rauszustellen. Dann schaut Denise unter der städtischen Rubrik auf den Reiter „Events“. Ein örtlicher Verein bietet einen neuen Tanz-Kurs an, hat sein Angebot selbstständig in die App eingespielt. Tochter Hannah ist begeistert, will mitmachen. Sohn Niklas ist am Abend sowieso unterwegs. Zeit für einen schönen Abend zu zweit.
Vilbels Lieblings-App
Kino oder Kleinkunst in der Alten Mühle? Denise schaut sich das angebotene Programm an, entscheidet sich für Kabarett. Ein paar Klicks weiter hat sie Karten geordert. „Noch leitet die App direkt auf die Internetseiten der Bad Vilbeler Kultur weiter. Doch auch das wollen wir bald an das Handy-Format anpassen. Nur eine von vielen Neuerungen und Verbesserungen, die wir noch im Auge haben“, schildert Barowski. Auch hier könne es Gutschein-Angebote geben, etwa zum Open-Air-Kino im Sommer.
Auch Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) ist voll des Lobes: „Diese App soll nicht unsere Homepage ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Damit sind wir mit führend bei den Angeboten von Städten unserer Größe.“ Die App soll zu mehr Kommunikation führen, denn der Bürger kann mit einem Klick sein Anliegen melden.
Ob in Sachen Vilbus, Strom und Gas bei den Stadtwerken. Oder zum fehlenden Gullydeckel mit Angabe von Ort und Möglichkeit, ein Foto zu senden, beim Bauamt. Störungen aller Art können gemeldet werden und kommen direkt bei der zuständigen Abteilung an. Auch über Bad Vilbel hinaus gibt es einen Nutzen. So beim Apothekennotdienst. Der zeigt alle Notdienst-Apotheken in ganz Deutschland an.
„Wir wollen Bad Vilbels Lieblings-App werden“, kündigt Stadtwerke-Geschäftsführer Ralph Franke selbstbewusst an. Eigentlich habe man mit einem Kundenmagazin geliebäugelt. Doch das sei teuer, ökologisch kritisch und dazu schnell veraltet. „Die App ist die weitaus modernere Variante“, ist Franke überzeugt. Und sie ist jederzeit erweiterbar. Vorschläge von Bürgern sind willkommen.
Den haben auch die Müllers. Eine Chat-Funktion zum direkten Austausch von Bürgern fänden sie gut. „Auch wir haben schon darüber nachgedacht, bräuchten aber rund um die Uhr einen Moderator, der die Kommunikation mitliest. Das wird nicht möglich sein. Aber wir tüfteln daran“, kündigt Barowski an.
Günstiger als Kundenmagazin
Programmiert hat die App eine Essener Firma. Doch die Menüführung, Logos und das Layout haben sich Andreas Barowski, Carolina Möller und Anna Krug mit einem Team von den Stadtwerken und mit „viel Spaß“ ausgedacht. Über die genauen Kosten will Stadtwerke-Geschäftsführer Ralph Franke nichts sagen. „Doch es ist günstiger als ein regelmäßiges Kundenmagazin“, sagt er. (kop)