Spielend die Natur entdecken und erfahren: In einer immer komplizierter werdenden Welt ist es für Kleinkinder besonders wichtig, neue Erfahrungen zu sammeln. Speziell im Sommer ist das Forschen und Entdecken interessant für die Kleinen. Diese Chance nutzt die Kleinkindbetreuung (KKB) des Kinderschutzbundes aus, um gemeinsam die Natur rund um das Bad Vilbeler Hexenloch zu erkunden.
Bad Vilbel. Blühende Pflanzen, kleine Tiere und viele andere spannende Dinge bevölkern die grünen Wiesen und den Wald. Überall ist Leben: Ein Paradies für kleine Entdecker. Gespannt beobachten drei Mädchen den Baumstamm. Langsam, aber stetig klettert eine Schnecke an ihm hinauf, ihre Fühler in die Luft gestreckt. „Schnecke, Schnecke“, rufen sie. „Was für uns alltäglich ist, ist für die Kinder oft ganz neu und spannend“, sagt Brigitte Kohlgraf, seit 17 Jahren Betreuerin bei den Kleinen. „Die Kinder finden es ganz toll hier. Anfangs müssen sie sich daran gewöhnen, so lange draußen zu sein, relativ schnell sind sie dann aber entspannt und wollen am liebsten jede Woche hierher kommen.“
Viel zu entdecken
Fünf Wochen im Jahr kommt die Betreuung, die normalerweise auf dem Gelände der Stadtschule angesiedelt ist, auf das Grundstück der Naturfreunde im Vilbeler Hexenloch. Natürlich nur bei gutem Wetter. Es ist eine willkommene Abwechslung für Betreuerinnen und Kinder: Vom umzäunten Grundstück können Ausflüge in die umgebende Natur unternommen werden, aber auch vor Ort gibt es einiges zu entdecken für die Kleinen.
„Die Jüngeren bleiben anfangs erst einmal auf dem Gelände, während die Größeren auch draußen auf Erkundungstour sind. Beides wird von uns beaufsichtigt, damit nichts passieren kann“, erklärt Petra Seipp, Leiterin der Kleinkinderbetreuung. „Anfassen, riechen und betrachten sind ganz wichtig für die Entwicklung. Anfangs klären wir die Kinder auf, was sie machen dürfen und was nicht, zum Beispiel keine giftigen Pflanzen oder Brennnesseln anfassen.“
Und die Jungen und Mädchen lernen schnell: Um Bienen machen sie einen großen Bogen, und sie stecken sich auch nichts einfach so in den Mund. „Es ist sehr wichtig, dass sich die Kinder an die Regeln halten, sonst würde das hier nicht funktionieren. Die Kreativität und Selbstständigkeit langsam zu fördern, ohne zu überfordern, ist uns ein wichtiges Anliegen“, meint auch Betreuerin Mechthild Witzel.
Die Natur lernen sie bei den Ausflügen vom Grundstück in den umliegenden Wald kennen. Dabei lassen sich die Betreuer viel Zeit, damit alles ganz genau beobachtet und erkundet werden kann. „Meistens laufen wir eine kleine Runde durch den Wald, aber selbst die dauert lange, weil die Kinder alles untersuchen wollen und es an jeder Ecke Neues zu sehen gibt“, sagt Kohlgraf. „Das ist für uns Betreuer natürlich anstrengend. Wir müssen alle Kinder genau im Blick haben, denn der Wald ist eben keine sichere Umgebung, wie wir das sonst gewohnt sind.“ Auch müssen die Kinder behutsam an die Natur herangeführt werden.
Eltern sind angetan
„Erst einmal beobachten wir, dann dürfen die Kinder das Gefundene vorsichtig anfassen. Manche wollen zum Beispiel Schnecken am Liebsten mitnehmen, ihnen das dann auszureden, kann schwierig werden“, erklärt KKB-Leiterin Petra Seipp. „So kommt es manchmal vor, dass am Ende des Tages die Eltern ganz erstaunt sind, wenn ihr Kind mit den Hosentaschen voller gesammelter Steine herumläuft.“
Die Eltern sind trotzdem begeistert: „Normalerweise mag meine Tochter nicht spazieren gehen, aber hier geht sie richtig auf. Sie ist glücklich, wenn ich sie abhole und erzählt, was sie alles gesehen hat. Meistens will sie gar nicht mehr gehen“, sagt Deborah Langone, deren Tochter Gioia die KKB besucht.
Jedes Kind macht indes seine ganz eigenen Erfahrungen. „Manche wollen das Gelände gar nicht verlassen und wir zwingen sie auch nicht. Dann bleibt einfach einer von uns Betreuern mit ihnen dort und erkundet das Gelände. Aber sie sehen natürlich, wie die anderen nach draußen dürfen und begeistert zurückkommen. Beim nächsten Mal wollen sie dann auch mitgehen“, weiß Witzel. Reaktionen können auch von den ganz unterschiedlichen Hintergründen kommen, aus denen die Kinder stammen. „Wir haben ganz unterschiedliche Kinder hier. Während manche noch die Trennung von den Eltern verarbeiten und am Hosenbein hängen, wollen manche schon allein auf Tour gehen. Da die richtige Balance zu finden, ist schwierig.“
Lobby für Kinder
Der Deutsche Kinderschutzbund ist die Lobby für Kinder: Er setzt sich für die Rechte aller Kinder und Jugendlichen auf gewaltfreies Aufwachsen und Beteiligung ein. In Bad Vilbel sind die Ansprechpartnerinnen Jutta Münch und Petra Seipp montags bis donnerstags telefonisch unter der Rufnummer (0 61 01) 8 82 19 oder per E-Mail unter mail@dksb-bv.de erreichbar. Informationen zur Ortsgruppe gibt es zudem online unter www.dksb-bv.de. (ass)