In der jüngsten Sitzung des Ausländerbeirats trugen sowohl die Stadt als auch der Flüchtlingshilfeverein ihre Sorgen, Nöte und Wünsche vor. Die Situation rund um die Erstunterkünfte für die Flüchtlinge in Bad Vilbel ist geregelt, doch es ist noch einiges zu tun.
Bad Vilbel. Die Flüchtlingskoordinatorin der Stadt, Susanne Förster, informierte in der Ausländerbeiratssitzung über den aktuellen Stand rund um die Situation der Flüchtlinge. Seit Dezember 2013 wurden der Stadt 651 Flüchtlinge zugewiesen. Aktuell leben 436 Männer, Frauen und Kinder in 19 Unterkünften. „Theoretisch gibt es eine klare Aufgabenverteilung“, sagte Förster. Doch in der Praxis würden sich die Aufgaben zwischen den Regionalen Dienstleistungen Wetterau (RDW), der Sozialarbeit und den ehrenamtlichen Helfern vermischen.
Zu wenig Personal
Das Hauptproblem sei zu wenig Personal. „Bei den Sozialarbeitern ergibt sich ein Personalschlüssel von 1 zu 150.“ Der Flüchtlingshilfeverein hat 180 Mitglieder, die sich ehrenamtlich unter anderem als Deutschlehrer, Dolmetscher, Hauspaten und Helfer bei bürokratischen Angelegenheiten engagieren. Die Flüchtlinge sind in den Erstunterkünften untergebracht, lernen die deutsche Sprache und Kultur. „Und trotzdem geht es nicht weiter“, erklärte Myriam Gellner, die zweite Vereinsvorsitzende.
Viele Flüchtlinge könnten nun aus den Notunterkünften heraus in Wohnungen untergebracht werden und sich eine Arbeitsstelle suchen. „Aber in der Realität ist das eben nicht so einfach“, so Gellner. „Und das frustriert auch unsere ehrenamtlichen Helfer.“
Bürokratie frustriert alle
Die deutsche Bürokratie und damit unterschiedliche Zuständigkeiten zwischen RDW, Sozialarbeit, Job-Center und Stadt sei nicht förderlich. „Deshalb benötigt die Stadt Bad Vilbel unbedingt ein einheitliches Integrationskonzept“, fordert Gellner. Dem stimmt auch Isil Yönter, SPD-Stadtverordnete und Vorsitzende des Ausländerbeirats, zu. „Wir müssen allen Beteiligten zeigen, dass es weitergeht“, erklärte Gellner. Deshalb müsse die Zusammenarbeit mit der Stadt dringend intensiviert werden. Zuletzt seien die Gespräche etwas eingeschlafen.
„Ein Konzept zu haben, würde wieder neue Bewegung in die ganze Sache bringen“, sagte Gellner. Und man könne sich schließlich auch Konzepte von anderen Städten ansehen. Die Integrationsarbeit mit den Flüchtlingen müsse zurück in das Bewusstsein der Zivilgesellschaft. „Mit dem Schaffen von Notunterkünften ist es nicht getan“, meinte Gellner. „Alle Bürger sollten mithelfen.“
„Wir wissen, dass es leerstehenden privaten Wohnraum gibt“, sagte Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP). Doch längst nicht jeder fühle sich angesprochen. Gellner bemerkte: „Wir sollten nicht immer nur über die Flüchtlinge reden, sondern auch mit ihnen, um in einen Dialog zu treten.“ Isil Yönter bemerkte: „Ohne die ehrenamtlichen Helfer wäre das Staatssystem zusammengebrochen.“ (ees)