Bad Vilbel. Freiheit ist ein Grundbegriff moderner Demokratien und zählt zu den wichtigsten Grund- und Menschenrechten. Der Verlust von Freiheit ist elementar für den Einzelnen wie für eine Gesellschaft. 26 Fotografen und Fotografinnen des von 128 Foto-Journalistinnen und -Journalisten gegründeten Berufsverbands »Freelens« haben sich im Lockdown mit den politisch-philosophischen Fragestellungen »Was bedeutet Freiheit?« und »Wann sind wir frei oder unfrei?« beschäftigt. Mit den Auswirkungen von Corona und den damit verbundenen Einschränkungen haben sich die beiden Bad Vilbeler Fotografen Andreas Varnhorn und Jörg Volland beschäftigt. Beide waren monatelang mit ihren Kameras in Frankfurt unterwegs, um Veränderungen im Stadtbild zu dokumentieren.
Wie ausgestorben
»Frankfurt im Leerlauf« hat Andreas Varnhorn seine 15 Arbeiten betitelt. Er war in den drei Frankfurter Stadtteil-Einkaufsmeilen Berger Straße (Nordend, Bornheim), Leipziger Straße (Bockenheim) und Schweizer Straße (Sachsenhausen) unterwegs. Er fragte acht Geschäftsleute, »was im Pandemie-Leerlauf noch ging, was gar nicht mehr ging oder was neu zu gehen begann?« Das Fazit der acht Porträtierten fiel sehr unterschiedlich aus. Für Guillermo Gonzalez von einem Friseursalon im Nordend war der Lockdown etwa existenzgefährdend. Isabelle Routisseau von einer Galerie in Bockenheim sagt: »Ich halte mich im Moment mit privatem Geld über Wasser.« Positiv sei allen die freie Zeit für sich und die Familie gewesen. Tatjana Braun-Siebert, Frankfurter Volksbank in Sachsenhausen, hatte plötzlich viel mehr zu tun, da die Nachfrage nach Baufinanzierungen und Eigenheimen anstieg.
Ergänzt werden die Porträts mit Street-Fotografien, die beispielsweise Gruppen zeigen, die ihre Besprechungen und Arbeitsplätze ins Freie verlegt haben.
Jörg Volland wählte einen anderen Ansatz. Er verlegte seine dokumentarische Spurensuche »Airport Journey«, von der zehn Fotografien in der Ausstellung zu sehen sind, auf den Frankfurter Flughafen. Während der Corona-Pandemie verwandelte sich der größte deutsche Verkehrsflughafen in einen »aussterbenden Mikrokosmos«. Mehrere Monate lang war der Fotograf täglich bis zu sieben Stunden »in der Flughafen-Stadt« unterwegs, um die Veränderungen festzuhalten. Der vor Leben pulsierende Mikrokosmos war plötzlich leer, die Atmosphäre bedrückend. Abstandmarkierungen vor verwaisten Schaltern, kaum Angestellte und wenige Fluggäste, verstaubte Tische, geschlossene Läden. »Mir war es wichtig, die Stimmung zu dokumentieren, die ein Flughafen ohne Menschen erzeugt.«
Die Fotoausstellung »free« im Haus am Dom ist noch bis zum 18. Januar 2022 zu sehen, Eintritt frei, geöffnet montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, an Wochenenden von 11 bis 17 Uhr. (fau)
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