Veröffentlicht am

»Die Ergebnisse sind erschreckend« – Etwa ein Drittel der Schüler der KSS fiel beim Fitnesstest durch

Diese und andere Stationen haben die Fünftklässler der Kurt-Schumacher-Schule Karben zu Beginn des Schuljahres durchlaufen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor, die auch sofort Konsequenzen haben sollen. Archivfoto: Pegelow
Diese und andere Stationen haben die Fünftklässler der Kurt-Schumacher-Schule Karben zu Beginn des Schuljahres durchlaufen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor, die auch sofort Konsequenzen haben sollen. Archivfoto: Pegelow

Karben. Im Zeitalter von Smartphone und Computer bewegen sich viele Kinder zu wenig. Die Sportlehrer der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) haben das zuletzt deutlich gespürt und bei der Rektorin deshalb einen Fitnesstest für ihre Schützlinge angeregt. Der Test wurde zu Beginn des Schuljahres veranstaltet. Was dabei herauskamt, dürfte nicht nur die Pädagogen erschreckt haben.
Für die KSS-Schüler waren die ersten Sportstunden zum Schuljahresbeginn etwas anders als sonst, denn die 179 Fünftklässler mussten sich im Unterricht einem besonderen Test unterziehen. Ihre Fitness wurde auf die Probe gestellt. Die Schüler mussten einen 20-Meter-Sprint hinlegen, auf Stangen balancieren, seitwärts hin- und herspringen, den Rumpf beugen, Liegestütze und Sit-ups machen, sechs Minuten laufen und aus dem Stand heraus weitspringen.
Die Anforderungen entstammen dem Deutschen Motoriktest, der von Sportwissenschaftlern, Pädagogen und Medizinern entwickelt worden ist. Der Test gibt einen Überblick über den motorischen Leistungsstand der Kinder und beleuchtet die konditionellen Fähigkeiten. Sportlehrer und Schulleitung hatten sich dazu entschlossen, weil genau diese motorischen Fähigkeiten in den vergangenen Jahren offensichtlich stark nachgelassen hatten.
Nachdem die Schüler den Parcours absolviert haben und die Ergebnisse ausgewertet wurden, steht fest: »Der Test brachte die erwarteten Resultate«, sagen die Sportfachvorsteher Cornelia Doderer und Gerhard Holm. Jeder dritte Schüler zeigte unterdurchschnittliche Leistungen, stellten sie fest.
ERSCHRECKENDE LEISTUNG
Betrachtet man die Tabellen genauer, muss jedoch differenziert werden. Am schlechtesten sieht es bei den so genannten Sit-ups aus: Dabei mussten die Schüler sich auf dem Boden liegend nach oben beugen. 30,5 Prozent boten dabei »weit unterdurchschnittliche Leistungen«, fast 20 Prozent unterdurchschnittliche.
Ähnlich ist der Ergebnis bei der Disziplin Rumpfbeugen. Dabei galt es, aus dem Stand mit gestreckten Armen sich nach vorne zu beugen. Es wurde gemessen, wie weit die Schülerinnen und Schüler nach unten kamen. »Damit wurde deren Beweglichkeit getestet«, sagen die Experten. 43 Prozent zeigten hier Leistungen unter dem Durchschnitt. Auch beim Standweitsprung waren rund ein Drittel der Leistungen unter dem erwartbaren Durchschnitt. »Die Ergebnisse sind erschreckend«, sagen die Sportlehrer Holm und Doderer.
Dennoch haben sie auch Positives entdeckt. Offenbar sind die Laufleistungen der Schüler besser geworden. Immerhin die Hälfte erzielte überdurchschnittliche Werte beim Sechs-Minuten-Lauf, sogar 85 Prozent bei den Liegestützen. Deutlich über dem Durchschnitt liegen auch die Ergebnisse beim seitlichen Hin- und Herspringen.
Die Verantwortlichen sehen wegen der jetzt anhand von Zahlen belegten motorischen Defizite Handlungsbedarf. Zunächst erhalten die Eltern in diesen Tagen einen Brief von Schulleiterin Ursula Hebel-Zipper.
UNTERRICHT REICHT NICHT
Darin wird ihnen der Sinn und Zweck dieser Tests erklärt und die Ergebnisse ihres Kindes mitgeteilt. Darin heißt es, die Entwicklung gebe Anlass zur Sorge. Der Sportunterricht allein könne der allgemeinen Entwicklung nur bedingt entgegenwirken. Zusätzlich dazu sei es auch im privaten Bereich nötig, Motorik und Koordination zu fördern. »Wir raten zu Sportvereinen und zu mehr Sport im Alltag.« In der Schule hat man schon Konsequenzen gezogen. Ab sofort erhalten alle fünften Klassen eine dritte Sportstunde. »Eventuell werden wir das auch für die sechsten Klassen anbieten«, kündigt die Schulleiterin an. Zudem will man Fitnessgeräte anschaffen und zu »bewegten Pausen« kommen. So könnten sich die Schüler in den großen Pausen etwas bewegen. Schön wäre ein Parcours mit einigen Geräten, sagen die Verantwortlichen.
Ob so etwas dauerhaft aufgebaut werden soll, steht noch nicht fest. Im April wollen die Sportlehrer erst einmal Erfahrungen sammeln. Dann kommt für eine Woche das Mobil »Wheel up« der AOK an die Gesamtschule. Holm und Doderer freuen sich: »Das wird ein erster Testlauf für die bewegten Pausen.«