Bad Vilbel. 20 Bürger ließen sich am Samstag von Burgfestspiel-Intendant Claus Kunzmann über die Baumaßnahmen informieren. Kompetent wie kein anderer kann der Kulturamtsleiter der Stadt die komplizierten Zusammenhänge zwischen den Anforderungen des Denkmalschutzes, des Brandschutzes, der Bauaufsicht und des Spielbetriebs erläutern.
Mindestens zehn Millionen Euro werden nach seiner Schätzung die Sanierungsarbeiten verschlingen, die nicht vor 2020 abgeschlossen sein werden. Wegen des Spielbetriebes im Sommer könne immer nur von September bis März gearbeitet werden – sofern das Wetter es zulässt. Hinzu komme, dass auf dem Palas nach der Sanierung des ersten Teilabschnitts der zweite nur abgedichtet werden konnte, um dem darunter liegenden Tonnengewölbe zwei bis drei Jahre Zeit zum Durchtrocknen zu geben. Erst dann werde man die tatsächlichen Schäden feststellen können, befürchtet Kunzmann.
In der Zwischenzeit will und kann die Stadt allerdings nicht untätig sein. Sicherheitsbestimmungen verpflichten sie, zusätzlich zum Burgtor einen zweiten Ausgang zu schaffen, weil sonst die maximale Zahl an Burgbesuchern auf 800 begrenzt werden müsste. Das träfe den Weihnachtsmarkt stärker als die Festspiele. Kunzmann: „Wir müssten Einlasskontrollen machen und zählen, wie viele rein und raus gehen.“ Die Stahl-Holz-Konstruktion über die Mauer ist die Lösung für einen zweiten Zugang, der nicht nur Fluchtweg ist. Deshalb wird außen am Fuß der Treppe eine mobile Brücke über den Graben zu einer Treppe führen, die sich nach oben einladend verbreitert.
Da die Burg nie einen zweiten Zugang hatte, fordert der Denkmalschutz, dass die Brücke außerhalb der Nutzungszeiten entfernt wird. Sie wird deshalb im Winter nur zum Weihnachtsmarkt eingesetzt.
„Ein paar tausend Euro im Jahr wird das kosten“, räumte Kunzmann auf kritische Fragen ein. Die Konstruktion hat allerdings den Vorteil, dass von der Treppe in der Burg einerseits weitere Stufen auf das Dach des Palas, andererseits hinab auf das Niveau des Gewölbekellers führen. Der Keller braucht nämlich ebenfalls einen zweiten Zugang, um öffentlich genutzt werden zu dürfen. Einer Spindeltreppe im Turm versagte der Denkmalschutz die Zustimmung, weil dadurch einmalige historische Bausubstanz unwiederbringlich zerstört würde. Der Abgang wurde vergangene Woche gegossen.