Karben. „Es wäre ein schöner Zusatzverdienst“, sagt Dirk Schuldt. Er steht im großen Saal der Gaststätte „Zur Ludwigshöhe“ an der Rendeler Straße in Klein-Karben. Kleinkunst-Veranstaltung und Comedy möchte der Schönecker Veranstalter Holger Baake im Saalbau Schuldt auf die Bühne bringen. „Das wird toll, die Atmosphäre ist ja da“, sagt Schuldt. Bis zu 160 Gäste können zuschauen, eine sehr private Stimmung.
Doch statt Kurzweil für Zuschauer bekommt nun Schuldt den Ärger der verhinderten Besucher ab: Viermal bereits seit Mitte Januar hat Baake Veranstaltungen abgesagt. Kabarett mit Pupppentheater am 18. Januar, ein Heinz-Erhardt-Abend am 1. Februar, Theater mit den „Schwerdtfegers“ am 8. Februar, und jetzt Comedian Ingo Oschmann diesen Donnerstag. Andernorts ist sowas ausverkauft. „Das ist für mich blöd“, erklärt Schuldt. „Vom Leerstehen verdiene ich mein Geld ja auch nicht.“
„Mir blutet jedes Mal das Herz“, sagt Veranstalter Holger Baake (52) aus Schöneck. Doch müsse er rechtzeitig die Reißleine ziehen, wenn die Vorverkaufszahlen zu schlecht seien: Sie lagen in Karben zwischen zwei und 14 Karten. „Ich bin ein anderer Veranstalter als die Städte, ich kann bei defizitären Veranstaltungen kein Geld zuschießen.“
Seit zwei Jahren baut Baake mit seiner Frau Christina das „HCB Kulturbüro“ auf. In der Veranstaltungsbranche ist er seit 25 Jahren tätig, leitete Kleinkunst- und Filmtheater. In seinem Lieblingsgenre arbeite er „gern auch mal für Null“, sagt Baake. „Aber der Weihnachtsmann bin ich nicht.“ Deshalb müsse er frühzeitig absagen, wenn die Vorverkaufszahlen nicht mindestens eine schwarze Null erhoffen ließen.
Für den schwachen Vorverkauf vermutet Gastwirt Schuldt hausgemachte Probleme. Die Veranstaltungen würden zu kurzfristig bekannt und zu wenig beworben. „Es fehlen Plakate.“ Wenn Baake den Saalbau als Kleinkunst-Veranstaltungsort neu positionieren wolle, müsse „er eben auch mal was investieren und vielleicht erstmal vor weniger Leuten spielen“.
Vor wenigen Gästen zu spielen, könne er sich nicht leisten, so Baake. „Darauf hat auch ein Künstler keine Lust.“ Zu wenig Werbung mache er nicht: Für Oschmann hätten 30 Plakate in Karben geworben. Seine Veranstaltungen funktionierten ja in Rodenbach, Büdingen und Bad Nauheim, sagt der Schönecker. „Die Karbener ticken anscheinend anders in ihrem Freizeitverhalten“. Baake schätzt auch, dass Bad Vilbel in Sachen Kultur Karben den Rang abgelaufen habe. (den)