Einen freien Rundumblick auf die Nidda, die Renaturierungsmaßnahmen am westlichen Flussufer, die Baustelle der „Neuen Mitte“ und den Kurpark hatte von den beiden Stockwerken der Mediathek aus am Samstag Eva Kühne-Hörmann (CDU), Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, und ihre Begleiter.
Bad Vilbel. Vor der Begehung der Baustelle hatte die Ministerin an Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) im großen Café des Kurhauses einen Förderbescheid in Höhe von 395000 Euro für Innenausbau der Bibliotheksbrücke überreicht. Das sind zwei Drittel des jährlichen, hessischen Förderetats. Die Kosten für das Gesamtkonzept der Mediathek mit Inneneinrichtung, Technik und Planung belaufen sich auf eine Million Euro.
Die Ministerin betonte, normalerweise würden solche Bescheide mit der Post versandt. Doch die beiden Vilbeler im hessischen Landtag, der stellvertretende hessische Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn (FDP) und der Landtagsabgeordnete (MdL) Tobias Utter sowie MdL Aloys Lenz (beide CDU), der zugleich Vorsitzender des Hessischen Bibliotheksverbandes ist, hätten ihr empfohlen, sich dieses besondere Projekt anzusehen. Über dessen Kosten, die Architektur und künftige Inneneinrichtung unterrichteten sie der Bürgermeister, Kulturfachbereichsleiter Claus-Günther Kunzmann und Susanne Adolph, die Leiterin der Bibliothek und des Fachdienstes Stadtbibliothek.
Bürgermeister Stöhr freute sich über das Interesse des Landes Hessen über „die bemerkenswerte Mediatheksbrücke an markanter Stelle“. Die neue Bücherei „mit Transparenz“ solle für Familien da sein, die Kultur in der Innenstadt verankern, mit ihrem angeschlossenen Café ein geselliger Treffpunkt für die Bürger sein und den Kurpark mit der Innenstadt verbinden.
Die Innenstadt werde durch das neue Einkaufszentrum aufgewertet. Der Zentralparkplatz wurde für 4,4 Millionen Euro an den Investor verkauft, der zwei Millionen Euro für die neue Bibliotheksbrücke gespendet habe. Im Zuge der Projektentwicklung war eine neue, breitere Brücke erforderlich. Deren reine Funktionalität werde durch die zusätzliche Nutzung als Mediathek erhöht, bilanzierte Stöhr.
Susanne Adolph betonte, dass die neue Stadtbibliothek vier Mal so groß wie die heutige sein werde. Sie verfüge im Erd- und Obergeschoss über eine Fläche von 1300 Quadratmeter. Dort sollen einmal 50000 Medien Platz finden. Zu den Highlights gehörten der große Veranstaltungsraum mit variablen Regalen, der große Kinderbereich, W-Lan Tablets und der 24 Stundenservice dank eines „intelligenten“ Regals.
Ministerin Eva Kühne-Hörmann lobte den Mut der Stadt so ein tolles Projekt wie die 9,2 bis 9,3 Millionen Euro teure Mediathek mit Café zu stemmen. Bibliotheken seien Treffpunkte aller Generationen. Die neuen hessischen Stadtbibiliotheken unterschieden sich sehr durch ihr neues, klassische Barrieren überschreitendes Konzept. Unter einem Dach seien wissenschaftliche wie auch Bereiche für Kinder und Medien untergebracht. Medien sind wichtig, denn „junge Leute wachsen heute mit einer Bildsprache auf“. Die von dem Münchener Architekten Bernhard Demmel vom Büro Demmel und Hadler GmbH entworfene Vilbeler Mediathek zeichne sich architektonisch als Brückenbauwerk und durch ein ansprechendes Innenleben aus, bescheinigte die Ministerin den Bauherren. „Wenn die Mediatheksbrücke eröffnet wird, dann wird es kaum noch Kritik geben, das ist meine Prognose“, sagte die Ministerin.
Justizminister Hahn fügte gut gelaunt hinzu: „Bisher liegt unsere Bibliothek unter dem Wasser (Hallenbad), künftig wird sie über dem Wasser (Nidda) sein.“ Bereits heute werde ein anderer hessischer Neubau, das Keltenmuseum, auf allen Titelseiten in Architekturzeitungen weltweit abgebildet. Die Mediathek sei ebenfalls ein gelungenes Beispiel für eine bemerkenswerte, moderne Architektur, sagte Hahn. „Bibliotheken sind kulturelle Orte und sie sind Bildungsinstitutionen“, sagte Aloys Lenz, Vorsitzender des Hessischen Bibliotheksverbandes. In E-Books sieht er Ergänzungen zum gedruckten Buch, die aber dieses nicht ersetzten. Lenz kündigte an: „Der hessische Bibliothekstag findet 2014 in Bad Vilbel statt!“