„Die Belasteten“ heißt das neue Buch des Historikers Götz Aly, das die Euthanasiemorde (1940 – 1945) thematisiert. Er stellt es am Montag, 3. November, 20 Uhr bei einer Lesung in der Stadtbibliothek am Nidda-Platz vor.
Bad Vilbel. Zwischen 1940 und 1945 wurden viele Menschen ermordet, weil sie psychisch krank oder behindert waren. In seinem neuen Buch „Die Belasteten“ beschreibt der Historiker Götz Aly, wie die damals Beteiligten das Verbrechen als Erlösung, Gnadentod, Lebensunterbrechung, Euthanasie oder Sterbehilfe beschönigten. Er beschreibt, wie diese Morde als öffentlich bekanntes Geheimnis in der Mitte der deutschen Gesellschaft geschehen konnten.
Nicht wenige Angehörige der Opfer fühlten sich nach dem stillen, halb geheimen Verschwinden ihrer hilfsbedürftigen Nächsten erleichtert – der Staat hatte eine Lebenslast von ihnen genommen. Die meisten Familien schwiegen danach; viele schämten sich, die Namen der Opfer zu nennen. Erst heute, nach bald 70 Jahren, löst sich der Bann. Langsam tauchen die Vergessenen wieder auf. Götz Aly lässt die Opfer sprechen, zeigt, wie sich die Verwandten verhielten und wie Ärzte das Töten in den therapeutischen Alltag übernahmen und zugleich reformerische Ziele verfolgten.
Götz Aly ist Historiker und Journalist. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis und 2012 den Ludwig-Börne-Preis. Er kommt auf Einladung des Fachbereichs Kultur der Stadt nach Bad Vilbel. Seine Lesung – der Eintritt ist frei – ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933 – 1945“, die noch bis zum 30. November im Kurhaus zu sehen ist. (hir)