Versteckt, im Herzen von Klein-Karben, findet sich seit vergangenem Donnerstag ein neues Kunstwerk. Die Plastik stammt vom Groß-Karbener Künstler Rüdiger Kaffenberger.
Karben. „Früher kannte ich diese Stelle nicht“, sagt Rüdiger Kaffenberger (69) über den kleinen Platz auf dem Absatz der Treppe zwischen Klein-Karbens St.-Michaelis-Kirche und dem Peter-Geibel-Haus.
Kaffenberger wohnt seit 20 Jahren in Groß-Karben, in der Bahnhofstraße. Mitten im Ort. Mit seiner Frau Gabriele (63) ist er viel zu Fuß unterwegs in der Stadt. „Da ist mir die Ecke aufgefallen, weil sie so verschmutzt aussah.“ Aber es sei so ein schöner, kleiner Platz.
Spontan kam ihm die Idee: Diesen kleinen Platz müsste man herrichten und man könnte dort ein Kunstwerk aufstellen. Sein Konzept sandte Kaffenberger an Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Was er denn dafür wolle, fragte der zurück. „Nichts“, antwortete der Künstler.
So räumte Kaffenberger auf, strich die Wand, säuberte alles. Eine Sitzbank, die in der Nähe stand, arbeitete er in der Werkstatt im Schuppen seines Hauses auf, lackierte sie. Sie steht nun auf dem Platz. Einen Mülleimer platzierte der Bauhof daneben, füllte das alte Wasserbecken rund um das Kunstwerk mit Erde auf und bepflanzte es hübsch.
Die Mitarbeiter der Stadt richteten die Fläche davor mit Splitt neu her. Ein Rankgitter holte Kaffenberger beim Bauhof ab, seine Frau Gabriele spendete zwei Clematis zum Hochwachsen. Das alles bildet nun Ambiente für die Kunst: Am Donnerstagmittag enthüllen Künstler und Bürgermeister das Werk. „Der Vorleser“ ist ein kopfloser Torso, der statt Oberkörper in einer übergroßen Hand ein Buch hält. Zwei Zuhörer hat er außerdem: Übergroße Köpfe stehen in den beiden Ecken des Platzes.
An die zwei Dutzend Freunde und Kollegen sind bei der Enthüllung dabei. Spontan gibt es überraschte Rufe und Applaus. „Das sieht ja toll aus.“ Ein wunderschönes Ambiente sei hier entstanden, freut sich Pfarrer Werner Giesler als Nachbar. „Ich möchte mich bedanken, dass das so unbürokratisch gelaufen ist“, sagt Rüdiger Kaffenberger. „Das ist neu, dass jemand etwas für seine Stadt tut und sich auch noch dafür bedankt“, freut’s den Guido Rahn. Derlei Engagement könne die Kommune gebrauchen. „Wir haben noch mehr solcher Ecken in Karben.“ (den)