Jeden Mittwochvormittag geht Vorleser Johnny Joe (alias Jochen Zeitler) in den Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“. Dort wird er bereits sehnsüchtig von seinen neuen Fans erwartet. Die zwischen vier und sechs Jahre alten Mädchen und Jungen sind gespannt, welche Geschichte Johnny Joe ihnen diesmal vorlesen wird.
Bad Vilbel. Beim ersten Mal, Anfang Februar, schlossen sie an einem stürmischen Mittwoch Bekanntschaft mit dem „fliegenden Robert“ aus dem „Struwwelpeter“ von Heinrich Hofmann. „Wenn der Wind sich wieder beruhigt, ist es durchaus möglich, das der „fliegende Robert“ in eurem Garten landet“, erzählte der Vorleser den Kindern. Da hielt es die jungen Zuhörer nicht mehr auf ihren Sitzen. Sie rannten flugs zum Fenster und hielten nach Robert Ausschau.
Es war einmal …
Auch mit anderen Kinderbuchautoren und ihren Geschichten haben die Kinder inzwischen Bekanntschaft geschlossen. Zu ihnen gehört James Krüss und seine Geschichte „Es war einmal ein Kind, das spielte mit dem Wind“, Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ oder die „Karlchen-Geschichten“ von Rotraut Susanne Berner. Durch das Vorlesen wird die Phantasie der Mädchen und Jungen angeregt. Die Geschichten entführen sie in andere Welten. Und die Kinder entwickeln durch das Vorlesen im besten Falls selbst Freude am Lesen. Die literarischen Schätze für seine Zuhörer findet Johnny Joe in der Vilbeler Stadtbücherei. Bis diese wieder in der Mediathek öffnet, durchforstet der Vorleser die Bestände seiner Frau Karin. Dort fand er passend zur Vor-Osterzeit das Bilderbuch „Die Häschenschule“ von Fritz Koch-Gotha. Experten sagen, das es wichtig ist, Kindern vorzulesen. Es fördere die Konzentration und die sprachliche Entwicklung. Zum Lesespaß tragen die Geschichten natürlich auch bei, wie jene von Michel, dem Räuber Hotzenplotz oder von Bauer Bolle. Die lebhafte Anteilnahme der Kindern an den Geschichten ist dem Vorleser sicher. Ihr Vorleser kennt sie auch genau und erzählt sie teilweise frei. In dieser Zeit betrachten sich die kleinen Zuhörer die Bilder und Illustrationen.
„Ich lese den Kindergartenkindern nicht länger als eine halbe Stunde vor. Die anderen 30 Minuten verbringen wir mit Ratespielen, wie dem ,Gummibrillen-Ratespiel““, berichtet der 71-Jährige.
Seine Stelle als ehrenamtlicher Vorleser in der „Villa Kunterbunt“ vermittelte ihm die Nachbarschaftshilfe im Rahmen ihres Projektes „Pro Jugend“. Kita-Leiterin Marie Marowsky hatte sich auf der Suche nach einem Vorlesepaten an Hannelore Lotz und Christa Gobst gewandt und wurde auf diese Art fündig.