Das Projekt Hessentag 2020 oder 2021 in Bad Vilbel schreitet voran. In einem ersten Treffen haben die politischen Köpfe der Stadt Übereinstimmung signalisiert, weiter an der Bewerbung zu arbeiten. Dass es eine Mammutaufgabe wird, dessen sind sie sich bewusst.
Bad Vilbel. Es herrscht Einigkeit bei den Bad Vilbeler Politikern. Der zweite Anlauf für einen Hessentag in Bad Vilbel wird weitaus einvernehmlicher angegangen, als es dies beim ersten Versuch in den Jahren 2011/2012 der Fall war. Von einem „angenehmen und sachlichen Gespräch“ berichten sie.
Das Gespräch fand im Beisein von Vertretern aller im Stadtparlament vertretenen Fraktionen sowie Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) und Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann statt. Klar wurde aber auch: Es gilt, nichts zu überstürzen, einen Schritt nach dem anderen zu gehe. Und vor allem, die Bürger ins Boot zu holen.
Baut die Bahn?
Doch bis es soweit ist, kommt vor allem auf die Stadtverwaltung viel Arbeit zu. „Sie soll nun die Vorarbeiten leisten, ein grobes Gerüst erstellen“, schildert CDU-Fraktionschefin Irene Utter. Doch auch die Fraktionen selbst sollen bis zum nächsten Treffen Anfang Dezember weitere Hausaufgaben erledigen. „Wir brauchen eine Liste mit inhaltlich wichtigen Dingen“, sagte Utter.
Dazu gehört zum Beispiel ein Faktor, auf den die Stadt nur in sehr begrenztem Umfang Einfluss hat. So machte SPD-Sprecher Christian Kühl darauf aufmerksam, dass die Bahn ja ausgerechnet während des Hessentages auf die Idee kommen könnte, die Erweiterung der Main-Weser-Linie mit einem dritten und vierten Gleis zu realisieren. „Wenn die Besucher dann in Schutt und Dreck stehen, wäre das wohl nicht gerade förderlich“, sagte Kühl dazu.
Wer nicht mit der Bahn kommt, wird es vorrangig per Auto versuchen. Und auch hier werfen sich Fragen auf. „Errechnet wurde ein Bedarf von rund 40 Hektar, um die Minimalanforderung von 10 000 Parkplätzen erfüllen zu können“, skizzierte FW-Fraktionschef Raimo Biere eine entsprechende Präsentation der Stadtverwaltung.
Bis Ostern prüfen
Und dann ist auch noch die Frage, welche Attraktion an welcher Stelle stattfinden kann. „Grob sieht das Konzept eine Fläche von der Kläranlage quer durch die Stadt bis hin zum Dottenfelderhof vor“, beschrieb Grünen-Sprecherin Kathrin Anders die Ergebnisse des Treffens.
Zusammenlaufen sollen die Planungen bei Claus-Günther Kunzmann, der dabei von Bürgermeister Stöhr und der Stadtverwaltung unterstützt wird. „Vor allem die Verwaltung muss das wollen, sich der Aufgabe zu stellen, sie muss die internen Strukturen schaffen“, schilderte FDP-Fraktionschef Jörg-Uwe Hahn. Das Zauberwort dabei laute „Machbarkeitsstudie“. Die soll bis Ostern kommenden Jahres vorliegen, um überhaupt zu wissen, was möglich ist und was nicht.
Mit einer Entscheidung des Parlamentes rechnet Biere im zweiten Quartal des kommenden Jahres. „Wir müssen dann schon die Weichen stellen“, sagte er. Denn so habe Butzbach vor seinem Hessentag 2007 zu spät an ausreichend Parkplätze gedacht, musste kostenaufwändig schottern und den Schotter später wieder abräumen. Das solle in Bad Vilbel nicht geschehen. Da nicht klar ist, inwieweit die noch zum Verkauf stehenden Flächen im Quellenpark dann zur Verfügung stehen würden. So vielleicht das geplante Segmüller-Areal. „Hier brauchen wir Klarheit“, sagt Biere.
Auch eine gute Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs, ausgebaute Radwege und eine Einbindung der Stadtteile in das Fest hält Kathrin Anders für wichtig.
Nachhaltigkeit sei sowieso ein weiteres Schlagwort der Sitzung gewesen. So sei laut Biere allen Beteiligten klar gewesen, dass Investitionen nur dort getätigt würden, wo die Bürger Bad Vilbels auch nach dem Hessentag noch etwas davon hätten. Ganz klar in erster Linie steht dabei das Kurhaus. Denn das soll dann bis zum Hessentag in eine Stadthalle umgewandelt worden sein. „Dortelweil ist dafür zu weit weg“, sagte Christian Kühl.
Die Einvernehmlichkeit in den Reihen der Politik ist groß. Kühl freute sich, dass die SPD nun geschlossener hinter dem Thema stehe als vor fünf Jahren. Doch wie sieht es in der Bürgerschaft aus? Bislang habe man noch keine negativen Kommentare vernommen, sagten die Beteiligten. Kino-Macher Dennis DiRienzo habe sich schon bereiterklärt, wieder bei Bürgerversammlungen zu moderieren, „das hat beim letzten Mal sehr gut funktioniert“, lobte ihn Irene Utter.
„Es ist die Chance auf ein größeres Wir-Gefühl“, ergänzte Kühl. Er vermutete, dass es damals vor allem wegen des Streits um die Neue Mitte zur Ablehnung einer Hessentags-Bewerbung gekommen ist.
„Viele Teilaspekte sind noch zu beachten“, so Hahn. Doch träumen darf man ja schon einmal. Über einen Auftritt der Gruppe „Pur“ oder der „Fantastischen 4“ würde sich Christian Kühl freuen. „Bon Jovi“ müsste es für Raimo Biere gar nicht sein, „auch eine Band aus der Region wäre gut“, sagte er. Doch eines ist für ihn klar: Der Radiosender FFH werde sich nicht lumpen lassen und dem Hessischen Rundfunk mit seinem Angebot mächtig Paroli bieten.