Schülern bei ihren Problemen helfen, ihnen Angebote zum Engagieren machen – das ist die Aufgabe der Schulsozialarbeit. Doch es fehlt an verbindlichen Mitteln und an einer langfristigen Perspektive, heißt es an der Bad Vilbeler John-F.-Kennedy-Schule. Dabei sei die kontinuierliche Pflege von Beziehungen und Vertrauen das beste Mittel, um den Schulfrieden zu sichern, ist Rektor Peter Mayböhm überzeugt.
Bad Vilbel. Wenn Sozialarbeiterin Joyce Löhl auf dem Schulhof der Kennedy-Schule auftaucht, ist sie rasch von Schülern umringt. Dabei geht es oft um ernste Dinge. Doch dafür hat Löhl immer weniger Zeit. Noch bis zum vergangenen Schuljahr hatte sie eine ganze Stelle an der Haupt- und Realschule. Nun ist es nur noch eine halbe.
Denn Rektor Peter Mayböhm bekommt als Schulleiter zwar vom Land etwas mehr Mittel, als für hundert Prozent Lehrerstellen nötig sind. Aber damit muss er auch den Unterricht sicherstellen. Er kann Löhl nur jeweils auf ein Jahr befristete Verträge geben. Dabei gäbe es an dieser Schule viel zu tun. Und zwar gerade, weil die JFK kein sozialer Brennpunkt ist, wie Mayböhm betont: „Die Schulsozialarbeit ist keine Feuerwehr, sondern als Prävention, um das angenehme Arbeitsklima weiter zu erhalten.“ Dafür reichten wenige Wochenstunden kaum. Die Schulsozialarbeiterin müsse stets vor Ort präsent sein. „Ob ein Kind Kummer hat, in einen Konflikt gerät oder Schulversagen droht – die Schulsozialarbeit kann das sofort abfedern.“
Was wichtig ist
Nicht minder wichtig ist das Stricken von Netzwerken, die Hilfe und Engagement ermöglichen oder auch „nur“ den Schülern ein positives Selbstbewusstsein vermitteln: angefangen von der Schüler-Fußball-WM, die sogar den US-Botschafter an die JFK lockte und den Vilbelern einen ersten Platz bescherte. Und weiter mit den Projekten „Guter Umgang“, Trialog der Kulturen, den „Streitschlichtern, der Schülerzeitung, den Lesepaten oder der Kooperation mit dem Jugendzentrum Efzet. „Überall hat auch Löhl die Finger mit drin“, betont der Rektor. Gerade diese Verzahnung sichere den Schulfrieden nachhaltig.
Das weiß auch der Wetterauer Schuldezernent Helmut Betschel-Pflügel (Grüne): „Schulsozialarbeit ist eine ganz tolle Sache.“ Damit ließen sich teure spätere Maßnahmen verhindern. So habe der Kreis allein 2011 zusätzlich 8,5 Millionen Euro für die Jugendpflege, für Kosten wie Inobhutnahme und Heime, aufwenden müssen. Der Kreis tue das Mögliche. So werden die 42 Schulen mit Schulsozialarbeit künftig mit 3000 statt 2540 Euro jährlich unterstützt.
„3000 Euro sind klasse fürs Tagesgeschäft“, freut sich Mayböhm – etwa für die Fahrt zur Schüler-Fußball-WM, die Schülerzeitung oder andere Projekte.“ Aber eine feste Stelle lasse sich damit nicht finanzieren. Doch gerade das sei sinnvoll. Lehrer, Eltern und Schüler sprächen Löhl an. Im Gegensatz zu Lehrern könne sie ein ganz anderes Vertrauensverhältnis aufbauen, weil sie keine Noten vergebe.
Kritik am Land
Der Dezernent kritisiert das Land, das gar nichts für die Schulsozialarbeit zahle. Dabei habe der frühere Kultusminister Jürgen Banzer (CDU) ein wegweisendes Modell gehabt: mit einer Drittelfinanzierung durch Land, Kreis und Kommunen. Dann, so seine Hoffnung, seien auch Kommunen in der Pflicht. Bislang, so Bad Vilbels Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU), ist die Schulsozialarbeit eine „freiwillige Leistung“, die die Stadt eigentlich abbauen müsse angesichts der Haushaltslage. Außerdem seien die Kommunen nicht zuständig.
JFK-Rektor Mayböhm will dennoch nicht locker lassen. In Karben finanziere die Stadt seit langem die Schulsozialarbeit. Das solle auch Bad Vilbel tun, zumal dort jetzt wieder der Präventionskreis zum Leben erweckt wurde. Eine solche Stelle könne für das Schulzentrum mit über 2500 Schülern genutzt werden. Weil Joyce Löhl bislang aber „nur“ die 570 Kennedy-Schüler betreut, müssten ihre Aufgaben dann aber stark gebündelt werden.
Für den Vilbeler Landtagsabgeordneten und CDU-Chef Tobias Utter stellt sich das Problem erst gar nicht. Das Land habe und werde im nächsten Schuljahr noch einmal die Zahl der Lehrkräfte erhöhen. Vom Drittel-Modell und Zuschüssen des Kreises hält Utter nichts, der müsse zunächst „dringend seinen Haushalt konsolidieren“.