Karben. Siemens VDO in Karben heißt jetzt Continental Siemens Automotive. Der neue Eigentümer hat vor wenigen Tagen das Werk im Industriegebiet übernommen. Damit ist der Verkauf der Automobil-Zuliefersparte von Siemens an Continental perfekt. Für die Beschäftigten endet damit die Ungewissheit über die Zukunft des Werkes allerdings noch nicht. Erst im Februar oder März will sich Conti dazu äußern. Klar ist allerdings schon jetzt: Der Eigentümerwechsel wird ein großes Loch in die Karbener Stadtkasse reißen.
Seit wenigen Tagen künden die ockerfarbenen Schriftzüge vom neuen Eigner. Auf Parkplätzen und Hinweisschildern wurden der alte Name überklebt, auf diversen Hinweistafeln in der Stadt die alten Schilder abmontiert. Längst haben die Mitarbeiter neue E-Mail-Adressen bekommen. „Die Stimmung ist nicht so toll“, berichtet Betriebsrat Michael Greiner. Noch wenigstens zwei Monate lang wird es für die 1460 Mitarbeiter unklar sein, wie es mit dem Werk weitergeht.
Denn: Conti-Vorstandschef Manfred Wennemer hatte hohe Renditemargen für die übernommenen Werke aufgestellt. In Karben geht man davon aus, dass diese vor allem zum Ziel hätten, Kosten zu drücken. Mehrere Conti-Vorstände hätten bereits das Werk besichtigt und seien angesichts der Produktivität dort überrascht gewesen. Ob das ein positives Zeichen ist, zumal Wennemer beim VDO-Kauf vielfach seinen Expansionswunsch unterstrich, vermag Greiner nicht zu sagen. Klar ist für ihn nur: „Von der Auftragslage her müssten wir eher Leute einstellen. Der Laden brummt.“ Auch vom aktuellen Umsatz her liegt das Werk, in dem vor allem Bedienelemente für Klimaanlagen hergestellt werden, über dem Plan.
Gänzlich vom Tisch sind nach Einschätzung des Betriebsrates immerhin die Stellenstreichungen, die im Frühsommer für viele Proteste an den VDO-Werken gesorgt hatten. 900 bis 1200 Mitarbeiter weniger? „Das war ein PR-Gag für den Börsengang“, schätzt Greiner. Von diesem Weg verabschiedete sich Siemens, nachdem Conti für die Sparte mehr Geld bot, als der Gang an die Börse in die Kasse gespült hätte.
Deutlich weniger wird durch den VDO-Verkauf an Conti dagegen in der Stadtkasse landen. Das kündigte der neue Betreiber des größten Industriebetriebes im Wetteraukreis bereits per Brief im Rathaus an. Schon im 4. Quartal fließen 565 000 Euro an Gewerbesteuern nicht mehr an die Stadt, erläutert Michael Ottens (FWG). Für das nächste Jahr müsse die Kommune mit einem Ausfall von fast 2,3 Millionen Euro an Einnahmen rechnen. Spüren wird es die Stadt dieses Jahr noch nicht, hat sie doch bisher schon 6,7 statt erwarteter 5,5 Millionen eingenommen. Nächstes Jahr allerdings rechnet die Koalition bei den Haushaltsberatungen vorsichtig mit nur noch 4,5 Millionen an Einnahmen. (den)