Karben. Vom Abitur auf die Abgeordnetenbank: Alexander Jörg (20) ist der Jüngste unter Karbens Stadtverordneten. „Ich lerne hier gerade, wie Politik funktioniert“, zieht er nach zwei Jahren mit Mandat der Karbener Wähler eine Bilanz. Zugegeben: Als Hinterbänkler hat sich der Christdemokrat bislang noch nicht zu Wort gemeldet. Aber auch mit jungen Jahren kann er schon Erfahrungen einbringen: als Student, politisch aktiver Mensch, als Ur-Klein-Kärber, vor allem aber als Vereinsfußballer und Jugendtrainer.
Sechs Jahre alt war er, als ihn seine Eltern im KSV anmeldeten. Heute sind Verein und Fußball alles im Leben von Alexander Jörg. Er trainiert nicht nur die E-Jugend und arbeitet seit kurzem an seinem Trainerschein, er spielt vor allem in der zweiten Mannschaft im Tor. „Mein Vater, mein Opa und mein Uropa haben auch schon beim KSV gespielt.“ Vater Axel ist der Vereinsvize. An fünf Tagen die Woche steht Fußball auf Jörgs Terminplan, zweifach Training mit den Schülern, dreimal eigenes Training. Dazu kommen noch die Spiele. Besonders in den Sitzungswochen der Stadtverordneten bleibt da kaum eine Stunde übrig für Freundin Laura (22) aus Okarben und ihre Tochter (3).
Die Vormittage verbringt Alex Jörg mit dem Büffeln für die Uni, in den Seminaren und Vorlesungen der Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt. Glücklich allerdings ist der 20-Jährige mit dem Studium nicht. „Das ist nicht meine Sache“, hat er erkannt. „Zu viel Mathe“ und „die langweiligste Vorlesung der Welt“ liegen hinter ihm. „Zu praxisfern“, urteilt er über das Studium. „Da werden Grundlagen für Bereiche gelegt, die ich nie brauche.“
Damit liegt schon wieder eine Neuorientierung vor Alex Jörg. „Ich überlege noch, was ich machen soll.“ Eine Ausbildung in Richtung Finanzen würde ihn interessieren. Oder der Traum: „Sport studieren!“ Und dann ins Sportmarketing.
„Ich brauche Menschen um mich herum“, sagt Jörg. „Sonst langweile ich mich.“ Langeweile hat er bislang im politischen Betrieb in Karben nicht erlebt. Kein Wunder, geht es doch seit zwei Jahren drunter und drüber, wenn sich die Regierungskoalition von CDU, FWG und FDP und der rot-grüne Magistrat sowie SPD und Grüne in der Opposition beharken. Da schaut er sich ab, wie „hochintelligent“ CDU-Fraktionschef Mario Beck agiert, wie „integrierend“ Parteichef Guido Rahn vorgeht, mit welch „enormem Finanzwissen“ FWG-Fraktionschef Michael Ottens überzeugt. „Das sind Sachen, die lernt man fürs Leben.“ Dass er jung ist und trotzdem Mitglied bei den Konservativen, das ist für Alex Jörg kein Widerspruch. „Ich bin unheimlich wertetreu“, sagt er, hängt an seinem Heimatort, dem Verein, Familie und Freundschaften. „Konservativ bedeutet für mich, dass ich nicht jeden Tag eine neue Meinung haben muss.“
Was aber kann ein 20-Jähriger im Polit-Alltag überhaupt erreichen? „Ich bin gewiss kein Leistungsträger innerhalb der Fraktion“, gibt Alex Jörg zu. „Ich bringe mich da ein, wo ich Ahnung habe.“ Zum Beispiel in Ausschussdiskussionen. „Da bin ich Teil der Vielfalt.“ Wenn es um Jugend-Themen geht, ums Hallenfreizeitbad, um die Preiserhöhung in der Bücherei, um Sportvereine. (den)