Bad Vilbel. Jedes Kind kennt den Nikolaus, der zum Anfang der Weihnachtszeit an die Türen klopft, tadelt, lobt und Gaben verteilt. Sein historischer Vorläufer ist der um 350 gestorbene heilige Nikolaus, Bischof von Myra (heute Demre in der Türkei), dessen Namenstag seit rund 1000 Jahren am 6. Dezember gefeiert wird. Der Patron der Bad Vilbeler St. Nikolauskirche gehörte zu den Unterzeichnern des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Seit seine Gebeine 1078 in die süditalienische Hafenstadt Bari mit einem Schiff überführt und beigesetzt wurden, gilt er als Patron der Seeleute, aber auch der Schneider, Weber, Metzger, Notare, Advokaten und Schüler.
Seit 500 Jahren gilt er neben dem Christkind und dem Osterhasen als der wichtigste Gabenbringer der Kinder. Die Eltern des Volksheiligen, der in der westlichen wie östlichen Kirche verehrt wird, starben an der Pest. Er verteilte sein Erbe an die Armen und wurde Priester. Nikolaus ist Symbol für Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft.
Dargestellt wird der heilige St. Nikolaus in bischöflicher Kleidung, drei goldene Kugeln auf einem Buch tragend. Dieses Merkmal geht auf eine Jungfrauenlegende zurück. Der Bischof hörte, dass ein verarmter Vater seinen drei Töchtern keine Aussteuer zahlen konnte und diese ohne Mitgift keinen Ehemann fanden. Der Sage zufolge ging der Heilige am Haus der Familie vorbei und warf drei Beutel voller Goldstücke durch das geöffnete Fenster und die drei Fauen konnten heiraten.
Die Vilbeler St.-Nikolaus-Gemeinde besitzt zwei Statuen ihres Patrons. In der heutigen Kirche steht die vergoldete Figur, die der Barock-Bildhauer Martin Biterich (1691 – 1759) schuf. Sie stammt aus der ehemaligen St.-Nikolaus-Kirche III (1250 bis 1969), die wie ihr Vorläufer, die Kapelle St. Nikolaus II (1654 bis 1725), auf dem Grundstück an der Nordseite des heutigen Stadthauses (Friedberger Straße 8) stand.
Die zweite, größere, bunt bemalte Gipsfigur, begrüßt die Besucher im Foyer des Gemeindehauses. Zu ihren Füßen ist ein leuchtend weißer Kalkstein zu sehen. Diesen brachten Pfarrer Herbert Jung und 40 Gemeindemitglieder von ihrer Exkursion aus der Türkei im Mai 1998 mit. Höhepunkt der Reise war eine Visite in Myra, der Stadt des Heiligen. Der weiße Kalkstein wurde vom Massenheimer Schmiedemeister Stefan Freisleben gefasst.