Für die Heldenberger erstrahlt die katholische Kirche Mariä Verkündigung zu Weihnachten in neuem, altem Glanz: Der restaurierte Wetterhahn ist zurückgekehrt und die Orgel nach dreiwöchiger Werkstattarbeit endlich wieder in Betrieb.
Nidderau. Im Oktober schlug der Blitz in den Wetterhahn der katholischen Kirche Mariä Verkündigung ein. „Der Hahn war verbrannt“, bringt es Pfarrer Thomas Korfmann auf den Punkt. Persönlich aufgefallen ist es ihm nicht. Leute aus der Pfarrgemeinde machten ihn darauf aufmerksam. Eine Restaurierung wurde notwendig.
Am 2. Dezember wurde der Wetterhahn abgeholt und von der Firma Förter Metallgestaltung im Nidderauer Stadtteil Ostheim aufgearbeitet. „Die Stahlbleche wurden vier Mal grundiert und danach Blattgold aufgetragen“, sagt Förter- Betriebsleiter Hansjürgen Reibert.
Auch das defekte Gegengewicht aus Blei, im vorderen Bereich des 80 Zentimeter hohen (inklusive Blitzableiter) und 1,10 Meter langen Wetterhahnes, musste erneuert werden. Mit Trocknungszeiten nahm die Restaurierung rund drei Wochen in Anspruch.
Mit Hublift nach oben
„Ein Vorgänger des Wetterhahnes in gleicher Bauart steht in der KUS-Halle in Heldenbergen“, sagt Robert Bastian, Vorsitzender des Geschichtsvereins Heldenbergen. Auch das Vorgängermodell habe 1963 seinen Platz verlassen müssen. Doch der Grund war ein anderer: Es wurde neu vergoldet. Seinen Platz in 40 Metern Höhe erreichte der aktuelle Wetterhahn per Hublift. Die Höhe wurde vorab per Laser ausgemessen. Der Korb mit dem 53 Meter langen Ausleger wurde von Hubsteigerfahrer Horst Gruber gesteuert. Reibert, der den Wetterhahn per Steckhülse aufsetzte, wurde von Dennis Bormeister, einem Angestellten der Firma Förter begleitet. Die Männer führten auch Abdichtungsarbeiten in luftiger Höhe durch.
Eine weitere bauliche Schwachstelle wurde entdeckt. In naher Zukunft müssen die Holzkränze am Turm restauriert werden. Für den Wetterhahn fielen inklusive Hublift rund 6000 Euro Kosten an, die komplett über die Versicherung abgewickelt werden.
Die Aktion wurde von Hobbyfilmer Herbert Rothweil gefilmt. Der Heldenberger möchte einen Film über die Kirche drehen. Auch einige Schaulustige sahen der nicht alltäglichen Aktion zu. „Es ist schön, dass der Wetterhahn wieder da ist, doch noch mehr freue ich mich darüber, dass die Orgel wieder spielt“, sagte Korfmann, dem vom Zuschauen bei der Montage des Wetterhahnes ganz schwindlig wurde.
„Die Orgel wurde grundsaniert“, erklärte Rainer Bingel von der Licher Orgelbaufirma Förster & Nicolaus. Bereits 1983 wurden Verschleißteile ausgetauscht und Reparaturen durchgeführt.
Nun sei eine umfassende Reinigung erfolgt, sagte Bingel. Die meisten Arbeiten seien vor Ort erfolgt. Die rund 50 000 Euro Kosten werden komplett von der Gemeinde finanziert. Gebaut wurde die Orgel 1909 von dem Gau-Algesheimer Orgelbauer Michael Körfer.
In Heldenbergen ist sie als eines der ganz wenigen Werke der Spätromantik, ausgenommen sind die Prospektpfeifen, vollkommen unverändert erhalten geblieben.